Am gestrigen Donnerstag bestimmten die Tiefs ANKA und BIANCA das Wettergeschehen bei uns in Deutschland. Über Skandinavien spielte ANKA die Rolle des steuernden Zentraltiefs, während BIANCA als Randtief das Frontensystem von ANKA modulierte.
Die entsprechende Bodenanalyse von gestern früh um 07:00 MEZ ist in Abbildung 1 dargestellt. BIANCA saß als Trittbrettfahrerin auf der Kaltfront von ANKA, wodurch die Kaltfront eine sogenannte Welle bildete, auf deren Scheitel BIANCA thronte. Somit bestimmte letztendlich BIANCA über die Front und deren Verlagerung nach Südosten.
Dass die Front ein gewisses meteorologisches Potential mitbrachte, war schon beim Blick auf die Höhenwinde klar. Diese zeigt Abbildung 2 so, wie sie vom DWD-Vorhersagemodell ICON-D2 für eine Höhe von ca. 1500 Meter (850 hPa) und für den Zeitpunkt 12:00 UTC (13:00 MEZ) berechnet wurden. Abgesehen vom Nordwesten wehte der Modellwind in genannter Höhe sehr stramm, lokal erreichten die Höhenwinde mehr als 100 km/h (1 kt entspricht 1,852 km/h).
Für die Windentwicklung war (und ist) dabei entscheidend, wie gut der vertikale Austausch in der unteren Troposphäre vonstatten geht. Die Modelldaten deuteten diesbezüglich auf eine gute Durchmischung hin. Dabei sollten die stärksten Böen an der Kaltfront selbst auftreten. Dies war keine schlechte Prognose, wie ein Blick auf die Abbildung 3 verdeutlicht.
Die Kaltfront ist im Radarbild sehr gut anhand der rötlichen Farbpixel zu erkennen. Fast wie mit dem Lineal gezogen, erstreckte sie sich um 17:30 MEZ vom Oderbruch über Nordsachsen und den Oberlauf des Mains bis zum westlichen Bodensee. Die rote Farbe steht dabei für starke Reflektivität - und damit auch für kräftige Hebungsprozesse, starke Durchmischung - und die heftigsten Böen.
Die letztendlich gemessenen Böen liefert Abbildung 4. Im linken Teil sind die Böen zwischen 13:00 und 16:00 MEZ dargestellt, im linken Teil die Böen zwischen 16:00 und 19:00 MEZ. Eine Darstellung, die mehrere Stunden zusammenfasst, verwischt natürlich die scharfe Konzentration der Böen auf eine schmale Linie. Dennoch ist erkennbar, dass immer die Bereiche die höchsten Böen aufweisen, über die die Front im betreffenden Zeitfenster hinweggeschwenkt ist. So brachte es Idar-Oberstein (RLP) zwischen 13:00 und 14:00 MEZ auf 83 km/h, in der darauffolgenden Stunde verzeichnete Alsfeld (HE) 85 km/h, beides Beispiele für Stationen in Tallagen. Noch - teils deutlich - höhere Windgeschwindigkeiten traten auf den Bergen auf, der Brocken konnte mit der vollen Orkanstärke von 122 km/h den höchsten Wert verzeichnen.
Zwischen 16:00 und 19:00 MEZ hatten sich die maximalen Böen dann in den Südosten verlagert. Die Messung in Federhof (BY) verzeichnete 89 km/h, da fehlt nur 1 km/h zu den Schweren Sturmböen.
Sturm, zumindest aber kräftiger Wind ist auch für die kommenden Tage bis einschließlich Montag das Stichwort. Dazu ist es verbreitet nass, und ab Sonntag, insbesondere aber am Montag wird es kälter und die Schneefallgrenze sinkt auf gut 400 m.
Der kurze Blick auf Heiligabend deutet eine Dreiteilung an. Im Südosten Bayerns Schnee, in einem breiten Streifen von Südwesten in den Nordosten wechselnd wolkig und überwiegend trocken, und im Nordwesten kommt nachmittags Regen auf - eine klassische Weihnachtliche Milderung.
Für die Weihnachtstage ist dann sich kräftigender Hochdruckeinfluss eine Idee, die fast alle Vorhersagemodelle aufgreifen. Das könnte aber auch Nebel und Hochnebel bedeuten. Mal schauen, wie sich die Prognosen mit weiterer Annäherung ans Weihnachtsfest entwickeln.