Facebook Twitter
Drucken
06. Februar 2025 | Dipl.-Met. Tobias Reinartz

Massiver Hochdruckeinfluss mit Überraschungspotenzial

Massiver Hochdruckeinfluss mit Überraschungspotenzial

Datum 06.02.2025

Hochdruck ohne Ende und trotzdem kein durchweg ruhiges Wetter...oder doch? Mehr dazu im heutigen Thema des Tages.

Hochdruckwetter im Winter: Statt Sonne bedeutet das oftmals eher grauer Himmel und Sprühregen. Ein Klassiker, der an dieser Stelle schon häufig thematisiert wurde. Und so stehen auch am heutigen Donnerstag viele Barometerzeiger auf "beständig" oder "schön" - kein Wunder bei einem Luftdruck von stolzen 1040 hPa, während in den Frühstunden von der östlichen Mitte bis in den Süden Schneegriesel und gefrierender Sprühregen für glatte Straßen sorgten.


Analyse des Luftdrucks am Boden und der Fronten vom 06.02.2025, 12 UTC. (Quelle DWD)
Analyse des Luftdrucks am Boden und der Fronten vom 06.02.2025, 12 UTC. (Quelle DWD)


ELVIRA heißt das massive Hoch, das seinen Schwerpunkt allmählich von England nach Südskandinavien verlagert. Mit Tiefdruckgebieten möchte ELVIRA nichts zu tun haben und lenkt sie entweder weit nach Norden oder nach Südwesteuropa ab. Aber der tiefe Luftdruck ist offensichtlich nicht auf den Kopf gefallen und hat sich etwas einfallen lassen, wie er doch noch unser Wetter in Deutschland beeinflussen kann: Er operiert aus der Höhe!


Strömungsverhältnisse in ca. 5,5 km Höhe am 06.02.2025, 15 UTC (Quelle DWD)
Strömungsverhältnisse in ca. 5,5 km Höhe am 06.02.2025, 15 UTC (Quelle DWD)


Blickt man in höhere Luftschichten, zum Beispiel in rund 5,5 km Höhe, so zeigt sich ein komplett anderes Bild als in Bodennähe. Zwar ist dort auch ein Hoch zwischen Großbritannien und Skandinavien zu sehen, gleichzeitig erstreckt sich aber auch eine Tiefdruckzone von Osteuropa über Norddeutschland bis nach Nordfrankreich. Tja, und von dieser Zone gehen vor allem über der Mitte und dem Süden Deutschlands leichte Hebungsimpulse aus, das heißt, dort wird die Luft angehoben, was letztlich in örtlichem Sprühregen und Schneegriesel resultiert. Am Freitag gibt es ein ähnliches Spiel, dann ist neben der Mitte aber der Nordosten betroffen, wo es gerade in den Frühstunden zum Berufsverkehr örtlich sehr glatt werden kann.

Und als wäre das "Gesprühe" oder "Geriesel" nicht schon genug, kommt morgen am Südrand von ELVIRA auch noch ein lebhafter und mitunter stark böiger Ostwind in Gang, auf den Bergen wird es sogar stürmisch. Dadurch wird sich die Luft deutlich kälter anfühlen, als sie bei meist niedrigen einstelligen Pluswerten eigentlich ist, Stichwort "Windchill".

Am Wochenende und voraussichtlich auch über die gesamte nächste Woche hinweg bleibt uns der kräftige Hochdruckeinfluss erhalten - zumindest am Boden. In höheren Luftschichten umzingeln uns dagegen weiterhin kleinräumige Tiefdruckgebiete, deren genaue Lage, Zugbahn und Ausprägung nur sehr schwer zu prognostizieren sind. Demnach bieten die nächsten Tage immer auch ein gewisses Überraschungspotenzial in Sachen regionaler Schnee- oder Regenfälle.

Kleines Beispiel gefällig? Während der Großteil der Modellwelt für Sonntag einen ruhigen und überwiegend auch trockenen Sonne-Hochnebel-Mix im Programm hat, präsentierte die deutsche Modellkette (ICON) im heutigen 00-UTC-Lauf den Aufzug eines Schneefallgebiets über Norddeutschland (im 06-UTC-Lauf übrigens nicht mehr). Ähnlich wie ICON schwanken auch andere Modelle von Lauf zu Lauf immer wieder hin und her. Eine solche Kreativität der Wettermodelle könnte uns auch die nächste Woche über begleiten und bei den Vorhersagemeteorologen mitunter einiges an Stirnrunzeln verursachen.


Modellvergleich: Prognose Niederschlagssumme (6 h) für Sonntag, 09.02. zwischen 12 und 18 UTC. (Quelle DWD)
Modellvergleich: Prognose Niederschlagssumme (6 h) für Sonntag, 09.02. zwischen 12 und 18 UTC. (Quelle DWD)



Vergleich verschiedener Prognoseläufe von ICON: Niederschlagssumme (6 h) für Sonntag, 09.02. zwischen 00 und 06 UTC. (Quelle DWD)
Vergleich verschiedener Prognoseläufe von ICON: Niederschlagssumme (6 h) für Sonntag, 09.02. zwischen 00 und 06 UTC. (Quelle DWD)




© Deutscher Wetterdienst

Themenarchiv:

07.02. - Wetterrückblick: Der eisige Februarstart 2012

06.02. - Massiver Hochdruckeinfluss mit Überraschungspotenzial

05.02. - Lokaler Schneefall trotz Hochdruckwetter?

04.02. - Eine abenteuerliche Entwicklungsgeschichte: Die Erdatmosphäre!

03.02. - Wie wirkt sich das Winterwetter auf Insektenpopulationen aus?

02.02. - Deutschlandwetter im Januar 2025

01.02. - Winterwetter mit Chance auf Polarlichter

31.01. - Über die Erfindung des Barometers

30.01. - Heikle Lawinenlage in den Hochlagen der Alpen

29.01. - Tag des Griesgrams

28.01. - Schneearmut im Winter 2024/2025

27.01. - Wie Eis und Schnee die Straßen wirklich brüchig machen

26.01. - Winterzwischenbilanz | Großteil der Kälte eigenproduziert

25.01. - Tag der Wetterbeobachtung

24.01. - Éowyn - eine erste Bilanz

23.01. - Éowyn – ein sehr gefährlicher Sturm für die Britischen Inseln

22.01. - Wenn Regen zur Flut wird: Wie der DWD in Leipzig den Hochwasserbehörden in Mitteldeutschland zur Seite steht.

21.01. - Winter 2024/2025 Quo Vadis?

20.01. - Orkantief vor den Toren Westeuropas

19.01. - Phänomen Nebel - Teil 3: Verdunstungs- und Mischungsnebel

18.01. - Hochdruckphänomene im Winter

17.01. - Massenbleiche am Great Barrier Reef wird stark von lokalen Wetterbedingungen beeinflusst

16.01. - Gefrierender Regen und Glatteis

15.01. - Tornados 2024

14.01. - Von Kälte und historischen Schneestürmen

13.01. - Glatteis am Dienstag

12.01. - Hochdruckwetter im Winter

11.01. - Eisige Nächte

10.01. - Tief "Charly" und die Grenzwetterlage - Ein Rückblick

09.01. - Jahresvorausschau 2024 - Ein Rückblick