Während die aktuellen Temperaturen dazu verleiten, den mit zugegeben etwas verfrühtem Elan im Schrank verstauten Wintermantel wieder hervorzuholen, herrschte am Freitag (und teils auch noch am Samstag) "Kurze-Hosen-Wetter". Wer beispielsweise am Wochenende von Nürnberg aus verreiste, packte am Freitag bei 21 °C seinen Koffer und kehrte am Sonntag bei 9 °C zurück. Musste er oder sie dann zufälligerweise auch noch heute zum Frühdienst radeln, wäre eine lange Unterhose keine schlechte Idee gewesen; an der dortigen Wetterstation wurden -5 °C gemessen.
Grund für diesen markanten Temperatursturz - in der Osthälfte betrug er nicht selten 10 Kelvin binnen 24 Stunden - war arktische Kaltluft, die von Nordosten her eingeflossen ist. Apropos Arktis: In Schwedisch Lappland, knapp südlich des Polarkreises, war es am gestrigen Sonntag mancherorts wärmer als hierzulande. In Alvsbin, knapp westlich von Lulea, wurden beispielsweise 10 °C erreicht, während in Deutschland an vielen Orten der Osthälfte nur einstellige Höchstwerte registriert wurden. Damit ist die Frage der Überschrift mancherorts tatsächlich mit "Ja" zu beantworten (Leipzig hatte z. B. 8 °C), wobei es im großen Rest Lapplands (auch im finnischen und norwegischen Teil) wie üblich kälter war als hierzulande.


Mit der vergangenen Nacht wurde der Temperatur-Tiefpunkt des aktuellen Kälte-Intermezzos erreicht und es geht die nächsten Tage und Nächte peu a peu nach oben (siehe Beispiel für Nürnberg in Abbildung 1). Während sich die einen über die gemäßigten Temperaturen vielleicht freuen, sehnen sich andere bestimmt nach sommerlichen Temperaturen - und erinnern sich vielleicht an letztes Jahr, als am 6.4.2024 im baden-württembergischen Ohlsbach mit 30 °C der früheste heiße Tag seit Wetteraufzeichnung registriert wurde. Allen, die nun ins Schwelgen geraten ("früher war mehr Lametta, äähhh Gutwetter") sei gesagt: Auch letztes Jahr gab es einen Kaltlufteinbruch, damals aber erst Ende April. In der Nacht vom 22. auf den 23.04.2024 gab es durch Spätfröste in verschiedenen Regionen erhebliche Schäden im Obst- und Weinbausektor.
Der April macht seinem Namen, zumindest was die Temperatur-Achterbahnfahrt betrifft, also mal wieder alle Ehre. Ändern können wir das Wetter (zum Glück) ohnehin nicht, wir müssen es nehmen wie es kommt. Oder um es mit dem kölschen Grundgesetz zu sagen: Et kütt wie et kütt!