01. Juni 2012 | Hermann Kehrer
Deutschlandwetter im Mai 2012
Ein Mai wie von vielen erhofft: warm, sonnig und regenarm
Im Mai 2012 setzte sich zunächst die im April begonnene wechselhafte Witterung mit großen Temperaturschwankungen fort. Niederschläge mit örtlich heftigen Gewittern beschränkten sich meist auf den Süden und Westen. Im letzten Monatsdrittel geriet ganz Deutschland unter Hochdruckeinfluss. Insgesamt verlief der Mai bei einem deutlichen Niederschlagsdefizit sehr sonnenscheinreich und warm. Das meldet der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2 000 Messstationen.
Rascher Wechsel zwischen heißen und kühlen Tagen - an den Eisheiligen Nachtfrost
Im Vergleich zu international gültigen Referenzperiode 1961-1990 war der Mai 2012 mit 14,3 Grad Celsius (°C) 2,2 Grad zu warm. Die Abweichung nach der Vergleichsperiode 1981-2010 lag bei 1,3°C. Zunächst herrschte, wie bereits im April, ein häufiges Auf und Ab der Temperaturen. Nach einem sehr warmen Monatsbeginn mit bis zu 31°C in Sachsen und Brandenburg ließ Tief ?Queenie? vom 5. bis zum 7. das Quecksilber gebietsweise nicht über 10°C steigen. So kam zum Beispiel Aachen-Ohrsbach am 5. nicht über 8°C hinaus. Ein kurzer, aber heftiger Warmluftvorstoß sorgte bereits am 10. und 11. im Süden wieder verbreitet für mehr als 30°C. Dagegen brachten die Eisheiligen nahezu pünktlich ? vom 13. bis zum 18. ? in vielen Regio-nen Nachtfrost. Merklingen nordwestlich von Ulm meldete dabei mit -2,9°C am 14. den tiefsten Wert. Erneut schnellte die Temperatur empor und die Meteorologen des DWD registrierten den 22. mit 33,2°C in Bernburg an der Saale südlich von Magdeburg als heißesten Maitag. Die Hochdruckgebiete ?Otto? und ?Petermartin? führten anschließend, gerade rechtzeitig zu Pfingsten am 27. und 28., von Nordosten her wieder angenehmere Luft heran. Eine ähnliche Lage, die man sogar als ?Großes Pfingsthoch? bezeichnete, hatte zum Pfingstfest am 26. und 27. Mai 1944 ebenfalls herrliches Feiertagswetter gebracht.
Örtlich heftige Gewitter, aber ein erheblich zu trockener Mai, besonders im Nordosten
Der Mai 2012 erreichte mit rund 48 Litern Niederschlag pro Quadratmeter (l/m²) nur 68 Prozent seines Klimawertes von 71 l/m². Zwar entluden sich örtlich recht kräftige Gewitter mit Starkregen und Hagel, doch nur in wenigen Gebieten konnte der Monat sein Soll erfüllen, wie in Mittelhessen oder im westlichen Rheinland-Pfalz. Dabei ragte das Schneifelforsthaus in der Eifel besonders heraus, wo 197 Prozent des Solls gemessen wurden. In Piding nordöstlich von Bad Reichenhall, das mit 49 l/m² am 23. die höchste Tagesmenge meldete, entstand mit 158 l/m² auch die größte Monatssumme. Die übrigen Regionen blieben dagegen erheblich zu trocken. Besonders Mecklenburg-Vorpommern, das nördliche Brandenburg, die Heidegebiete von Sachsen-Anhalt und Niedersachsen sowie das Münsterland litten unter akutem Wassermangel. Anklam südöstlich von Greifswald blieb mit nur 6,3 l/m² der niederschlagsärmste deutsche Ort. Die Waldbrandgefahren-karten des DWD zeigten Ende Mai im Nordosten fast überall hohe bis sehr hohe Warnstufen.
Deutsche Ostseeküste von der Sonne verwöhnt
Mit 234 Stunden übertraf der Mai 2012 sein Sonnenscheinsoll von 196 Stunden um 20 Prozent. Begünstigt waren das mittlere Bayern, das nördliche Sachsen und vor allem der Ostseeküstenbereich zwischen Rostock und Greifswald. Arkona als Spitzenreiter erreichte dabei 302 Stunden. Am wenigsten zeigte sich die Sonne in einem Streifen von der Nordeifel bis hinüber zum Sauerland, wobei die Bürger von Reichshof-Eckenhagen im Bergischen Land mit 189 Stunden am wenigsten Sonne abbekamen.
Das Wetter in den Bundesländern im Mai 2012
(In Klammern stehen jeweils die vieljährigen Mittelwerte)
Schleswig-Holstein und Hamburg: Schleswig-Holstein, das mit 12,9°C (11,5°C) kühlste Bundesland, verzeichnete 35 l Niederschlag/m² (54 l/m²) und 257 Stunden (223 Stunden) Sonnenschein. Auch Hamburg gehörte mit 14,1°C (12,4°C) zu den kühleren Bundesländern. Die Niederschlagsmenge summierte sich auf 33 l/m² (58 l/m²) und die Sonnenscheindauer auf 231 Stunden (213 Stunden).
Niedersachsen und Bremen: Der Mai 2012 brachte in Niedersachsen 14,3°C (12,3°C) und 231 Sonnenstunden (202 Stunden). Mit 32 l/m² erfüllte er hier nur gut die Hälfte des Monatssolls (61 l/m²). Nach einem Blitzeinschlag brannte am Morgen des 3. ein Wohnhaus in Melchiorshausen südlich von Bremen nieder. Bremen ordnete sich mit 31 l/m² (60 l/m²) bei den trockenen und mit 220 Stunden (205 Stunden) bei den sonnenscheinärmeren Bundesländern ein. Die Durchschnittstemperatur lag bei 14,2°C (12,4°C).
Mecklenburg-Vorpommern: Mecklenburg-Vorpommern war mit 13,4°C (11,9°C) das zweitkälteste und mit einer Regenmenge von 17 l/m² - das entsprach nur 32 Prozent des Solls (51 l/m²) - die trockenste Region. Anklam südöstlich von Greifswald war mit nur 6,3 l/m² der niederschlagsärmste deutsche Ort. Außerdem war Mecklenburg-Vorpommern mit 261 Stunden (236 Stunden) das zweitsonnigste Bundesland. Arkona als deutscher Spitzenreiter erreichte dabei 302 Stunden.
Brandenburg und Berlin: Brandenburg belegte mit 15,2°C (13,1°C) bei der Temperatur den zweiten und mit 259 Stunden (224 Stunden) beim Sonnenschein den dritten, beim Niederschlag dagegen mit 24 l/m² (54 l/m²) nur den vorletzten Platz. Wie fast immer im Sommerhalbjahr, so war Berlin auch im Mai 2012 mit 15,8°C (13,6°C) das wärmste Bundesland. Die Sonnenscheindauer betrug 248 Stunden (226 Stunden) und die Niederschlagsmenge 27 l/m² (54 l/m²), womit es zu den trockenen Gebieten gehörte.
Sachsen-Anhalt: Im Mai 2012 verbuchten die Meteorologen für Sachsen-Anhalt 15,0°C (12,8°C). Der bundesweit wärmste Ort war Bernburg an der Saale, wo die Temperatur am 22. auf 33,2°C kletterte. Am Abend des 2. entstanden in Halle und in Naundorf im Saalekreis zwei Wohnungsbrände nach Blitzeinschlägen. Ein etwa 200 m breiter Erdrutsch, den starker Regen ausgelöst hatte, führte auf der Autobahn 38 am Kreuz Rippachtal westlich von Leipzig zu Behinderungen. Trotzdem erreichte Sachsen-Anhalt mit 31 l/m² nur 60 Prozent des Solls (52 l/m²). Beim Sonnenschein lag es dagegen mit 256 Stunden (206 Stunden) um 24 Prozent darüber.
Sachsen: Obwohl das Quecksilber am 18. in Bertsdorf-Hörnitz in der Oberlausitz nochmals auf -2,8°C sinken konnte, war Sachsen mit 14,7°C (12,3°C) ein eher warmes Bundesland. Es glänzte im Mai 2012 außerdem mit 265 Stunden (201 Stunden) als die sonnenscheinreichste Region Deutschlands. Die durchschnittliche Niederschlagsmenge betrug 35 l/m² (67 l/m²).
Thüringen: Thüringen kam im Mai 2012 auf 14,4°C (11,7°C), eine Niederschlagsmenge von 40 l/m² (66 l/m²) und eine Sonnenscheindauer von 239 Stunden (195 Stunden).
Nordrhein-Westfalen: Nordrhein-Westfalen war im Mai mit 206 Sonnenstunden (190 Stunden) das trübste Bundesland, wobei Reichshof-Eckenhagen im Bergischen Land mit 189 Stunden ganz hinten lag. Ferner registrierte man 14,4°C (12,4°C) und mit 44 l/m² nur 62 Prozent des Regensolls (72 l/m²). Dennoch entluden sich gerade in Nordrhein-Westfalen mehrere schwere Gewitter. Am Abend des 20. tobten sie vor allem über der Nordeifel und in Düsseldorf. Besonders im Norden der Landeshauptstadt musste die Feuerwehr zu vielen Einsätzen mit Wasserschäden ausrücken. In Mechernich-Kommern bei Euskirchen türmten sich Hagelkörner bis zu 40 cm hoch auf. Am 23. war besonders das Siegerland betroffen. Nach wolken-bruchartigem Regen schnitt ein Erdrutsch das Dorf Sohlbach bei Netphen vorübergehend von der Außenwelt ab. Nur wenige Kilometer weiter westlich, in Eckmannshausen schlug der Blitz in zwei Wohnhäuser ein. In Meschede im Sauerland fielen 48,5 l/m² am 23.
Hessen: Hier notierten die Meteorologen des DWD im Schnitt 14,5°C (12,1°C), 231 Sonnen-stunden (194 Stunden) und 56 l/m² (71 l/m²). Von Süden heranziehende, schwere Gewitter führten am 2. gebietsweise zu erheblichen Schäden. Im Raum Bad Hersfeld zerschlug der Hagel zahlreiche Plastikdächer und Gewächshäuser. Bei Marburg erreichten die Körner die Größe von Golfbällen. In vielen Orten standen Straßen und Keller unter Wasser.
Rheinland-Pfalz: Rheinland-Pfalz meldete im Mai 2012 eine Mitteltemperatur von 14,5°C (12,2°C) und eine Niederschlagsmenge von 59 l/m² (70 l/m²). Außerdem gehörte es mit 226 Stunden (191 Stunden) zu den vergleichsweise sonnenscheinarmen Bundesländern.
Saarland: Im Saarland betrug die Durchschnittstemperatur 14,4°C (12,5°C) und die Sonnenscheindauer 229 Stunden (199 Stunden). Mit 78 l/m² (79 l/m²) war es das niederschlagsreichste Bundesland.
Baden-Württemberg: Der Mai 2012 brachte in Baden-Württemberg bei 239 Sonnenstunden (189 Stunden) eine Temperatur von 14,2°C (11,9°C). In Ulm, wo das Maximum am 11. noch bei 29°C gelegen hatte, zeigte das Thermometer am Nachmittag des 12. nur noch 11°C. Die deutschlandweit niedrigste Temperatur im Mai 2012 meldete Merklingen nordwestlich von Ulm am 14. mit -2,9°C. In Baden-Württemberg fiel im Mai mit 70 l/m² (96 l/m²) der zweitmeiste Regen und Schnee. Letzterer lag am Morgen des 16. in Baiersbronn im Nordschwarzwald 17 cm und in Stötten auf der Schwäbischen Alb 6 cm hoch.
Bayern: Bayern gehörte im Mai mit 14,0°C (11,7°C) zu den kühleren, mit 249 Stunden (194 Stunden) zu den sonnenscheinreicheren und mit 61 l/m² (90 l/m²) zu den niederschlagsreichen Bundesländern. In Piding nordöstlich von Bad Reichenhall, das mit 49 l/m² am 23. die höchste Tagesmenge meldete, entstand mit 158 l/m² auch die größte Monatssumme. Am Abend des 19. führte ein Gewitter im Raum Miltenberg in Unterfranken zu mehreren vollgelaufenen Kellern und einem Blitzeinschlag in ein Wohnhaus in Kleinwallstadt. Während eines kurzen, heftigen Gewitters am Morgen des 23. verursachte ein Blitzeinschlag in Bad Kissingen in Unterfranken einen Dachstuhlbrand in einem Mehrfamilienhaus.
*Alle in dieser Pressemitteilung genannten Monatswerte sind vorläufige Werte. Die für die letzten drei Tage des Monats verwendeten Daten basieren auf Prognosen. Bis Redaktionsschluss standen nicht alle Messungen des Stationsnetzes des DWD zur Verfügung.
Die wärmsten, trockensten und sonnigsten Orte in Deutschland
Erste Auswertungen der Ergebnisse von 2000 Messstationen des
Deutschen Wetterdienstes (DWD) in ganz Deutschland
Besonders warme Orte im Mai 2012*
1. Stuttgart-Neckartal (BW) 17,0°C Abweich. +2,5 Grad
2. Waghäusel-Kirrlach (BW) 17,0°C Abweich. +2,5 Grad
3. Heidelberg (BW) 16,9°C Abweich. +2,4 Grad
Besonders kalte Orte im Mai 2012*
1. Kahler Asten (NRW) 10,7°C Abweich. +2,5 Grad
2. Arkona (MV) 10,9°C Abweich. +1,2 Grad
3. Carlsfeld (SN) 11,0°C Abweich. +2,9 Grad
Besonders niederschlagsreiche Orte im Mai 2012**
1. Reit im Winkl (BY) 166,5 l/m² 109 Prozent
2. Piding (BY) 147,9 l/m² 96 Prozent
3. Siegsdorf-Höll (BY) 141,8 l/m² 92 Prozent
Besonders trockene Orte im Mai 2012**
1. Greifswalder Oie (MV) 8,1 l/m² 28 Prozent
2. Anklam (MV) 8,8 l/m² 16 Prozent
3. Greifswald (MV) 9,8 l/m² 20 Prozent
Besonders sonnenscheinreiche Orte im Mai 2012**
1. Arkona (MV) 287 Stunden 110 Prozent
2. Parsberg-Eglwang (BY) 282 Stunden 140 Prozent
3. Rostock-Warnemünde (MV) 281 Stunden 114 Prozent
Besonders sonnenscheinarme Orte im Mai 2012**
1. Bad Neuenahr-Ahrweiler (RLP) 187 Stunden 110 Prozent
2. Reichshof-Eckenhagen (NRW) 187 Stunden 98 Prozent
3. Nürburg (RLP) 187 Stunden 99 Prozent
Bergstationen oberhalb 920 m NN sind hierbei nicht berücksichtigt.
* Monatsmittel und Abweichung vom vieljährigen Durchschnitt
** Prozentangaben bezeichnen das Verhältnis des gemessenen
Monatswertes zum vieljährigen Mittelwert der jeweiligen Station
(normal = 100 Prozent)
© Deutscher Wetterdienst
Bild: DWD