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16. Juni 2012 | Dipl.-Met. Martin Jonas

Donezk

Live und in Farbe - und das zur besten Sendezeit. Es kommt selten
vor, dass die Übertragung eines Gewitters rund um den Globus von so
vielen Menschen verfolgt wird. Gut, zugegeben, die Zuschauer haben
sich nicht wegen des Gewitters, sondern wegen des Fußballspiels der
Ukraine gegen Frankreich vor ihre Fernseher gesetzt. Interessante und
spannende Bilder bekamen sie aber auch in der Zeit zu sehen, als der
Ball nicht rollte.

Dass es speziell in der Ukraine aktuell ausgesprochen heiß und schwül
zugeht, davon war in den vergangenen Tagen schon häufiger die Rede.
Allerdings weniger in den Wetterberichten von Zeitungen oder Funk und
Fernsehen, sondern in der Sportberichterstattung.

Welche Möglichkeiten gibt es, solche Entwicklungen zu erkennen? Das
wichtigste Hilfsmittel bei solchen Wetterlagen ist das Radar. Da die
Ukraine aber nicht zum Europäischen Radarverbund gehört, dem der
Deutsche Wetterdienst angeschlossen ist, ist es nicht einfach, sich
zuverlässige und qualitativ hochwertige Radardaten zu beschaffen.
Eine andere Alternative bieten moderne Satellitensysteme, die
inzwischen ausgesprochen leistungsfähig sind. Dafür liefert gerade
die gestrige Situation über der östlichen Ukraine ein wunderschönes
Beispiel.

Der aktuell operationelle Wettersatellit "Meteosat 9" kann die
sogenannte "Schwere Konvektion" bestimmen. Dazu wird die
Tröpfchengröße in den obersten Wolkenschichten gemessen. Je kleiner
diese Tröpfchen, desto schneller wurden sie in den sich aufwärts
bewegenden Luftmassen nach oben transportiert. Mit anderen Worten: Es
fehlte ihnen schlichtweg die Zeit, um zu wachsen. Daraus kann man auf
extrem starke Hebung schließen und damit auch auf ein vorhandenes
Unwetterpotential. Nachfolgend das entsprechende Bild von gestern, eine Stunde vor Spielbeginn:

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Am unteren Bildrand sieht man dabei das Schwarze Meer, nördlich davon
liegt die Ukraine. Der große Klecks in Orange im Osten der Ukraine
ist die Gewitterzelle, die für den Spielabbruch sorgte. Je heller die
Farbtöne, desto heftiger die Konvektion. Donezk meldet zu diesem
Zeitpunkt übrigens noch 31 Grad (Stationsmeldungen in der Abbildung).
Nach dem Gewitter waren es nur noch 18.



© Deutscher Wetterdienst

Bild: DWD