11. Juli 2012 | Dipl.-Met. Sabine Krüger
Vorläufige Sommerbilanz 2012
Wir Meteorologen werden derzeit nicht müde zu versichern, dass dieser
Sommer nicht außergewöhnlich "schlecht" ist. Der Eindruck ist aber
wahrscheinlich bei den meisten von Ihnen ein anderer: Ständig gibt es
Schauer und Gewitter, dazu ist es zeit- oder gebietsweise recht kühl.
Und wenn es dann endlich mal trocken und warm ist, dann hält die
Freude meist nur 1 bis 2 oder maximal 3 Tage an. Hierzu kann ein
Meteorologe eigentlich nur sagen: Das ist ein ganz normaler,
mitteleuropäischer Sommer. Der eben meist nicht von langen Trocken-
und/oder Hitzeperioden gekennzeichnet ist, sondern von einem Auf und
Ab der Temperatur mit immer wieder auftretenden Niederschlägen.
Und wie sieht die Bilanz im Konkreten bisher aus?
Als Vergleich muss hier wie so oft ein Mittelwert herhalten, der an
jeder Station seit Aufzeichnungsbeginn aus den Daten zu Temperatur,
Niederschlag und Sonnenscheindauer gewonnen wird. Zudem werden auch
Sommertage (Höchsttemperatur über 25 Grad) und heiße Tage
(Höchsttemperatur über 30 Grad) registriert. Diese Auswertung zeigt
für den bisherigen Sommer 2012 (1. Juni bis 9. Juli 2012), dass er so
ziemlich im Durchschnitt liegt. Zur Erinnerung sei hier nochmals
erwähnt, dass der meteorologische Sommer vom 1. Juni bis 31. August
geht und er somit ungefähr zur Hälfte vorbei ist. Im Folgenden sind
die Abweichung von der durchschnittlichen Sommertemperatur und die
bisherige Bilanz von Niederschlag und Sonnenscheindauer für
Deutschland aufgelistet. Im Mittel haben wir von Juni bis August eine
Durchschnittstemperatur von 16,2 Grad, eine durchschnittliche
Niederschlagsmenge von 243 Liter und eine Sonnenscheindauer von 615
Stunden.
Abweichung der Mitteltemperatur: +0,2 Grad
bisher gefallene Niederschlagsmenge: 130, 5 Liter (53,8 %)
bisher registrierte Sonnenscheindauer: 219 Stunden (35,7 %)
Die erste Sommerhälfte 2012 war bisher also leicht wärmer als im
Durchschnitt. Die Regenmenge liegt derzeit bei etwa der Hälfte der zu
erwartenden Mengen, lediglich der Sonnenschein ist bisher etwas zu
kurz gekommen. Deutschlandweit haben wir etwa 8 Sommertage und etwa 1
heißen Tag verbuchen können.
Und wie sieht es in den einzelnen Bundesländern aus?
Hier bildet sich ein klares Gefälle heraus: Der Nordwesten, von
Nordrhein-Westfalen bis nach Schleswig-Holstein, war bisher leicht
unterkühlt. Im Südosten dagegen, von Sachsen und Thüringen bis nach
Baden-Württemberg, war es etwa ein halbes Grad wärmer als es im
Durchschnitt zu erwarten wäre. Sonnenschein und Regen sind relativ
gleich verteilt, so dass der Regen mit etwa 40 bis 70 % recht gut im
Plan ist, während die Sonne mit erst etwa 30 bis 40 % noch etwas
aufholen muss. Die Tabelle zeigt insbesondere das
Temperaturgefälle sehr schön:
Bei all der Statistik sei aber noch gesagt: Den Erwartungen vieler
Leute entspricht der Sommer vielleicht nicht, andere aber freuen sich
über Regen und "gemäßigte" Temperaturen.
Ein kurzer Ausblick auf die nächsten Tage zeigt, dass es unbeständig
bleibt: Es muss immer wieder mit Schauern, Gewittern oder
gebietsweise auch mal etwas länger andauerndem Regen gerechnet werden
und die Temperaturen tun sich zum Ende der Woche schwer, die 20
Grad-Marke zu erreichen.
© Deutscher Wetterdienst
Bild: DWD