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18. Juli 2012 | M.Sc. Met. Stefan Bach

Eine schaurige Sache

In der vergangenen Woche kam es in Deutschland verbreitet zu
Schauern. Doch wie entstehen diese überhaupt und wodurch werden sie
charakterisiert?

Die wichtigste Bedingung für die Entstehung von Schauern ist eine
sogenannte labile Schichtung. Diese liegt vor, wenn sich die Luft mit
zunehmender Höhe stark abkühlt. Am günstigsten für die Entstehung von
Schauern ist Kaltluft, die sich bis in mehrere Kilometer Höhe
erstreckt. Am vergangenen Samstag war die Luft in einer Höhe von
ungefähr fünf Kilometern bis zu -21 Grad kalt. Das ist immerhin
kälter als in den meisten Tiefkühlschränken! Zusätzlich war diese
kalte Luftmasse auch mit viel Feuchtigkeit angereichert.

Scheint nun tagsüber zunächst die Sonne, erwärmt sie zunächst den
Boden und dieser wiederum die bodennahen Luftschichten. Dadurch
entsteht ein großer Temperaturunterschied zwischen der Luft in
Bodennähe und der in der Höhe. Nun lösen sich warme Luftpakete vom
Boden und steigen auf, wobei sie allmählich abkühlen. Da aber die
Luftmasse bis in große Höhen kalt ist, bleiben die Luftpakete beim
Aufstieg immer wärmer und somit leichter als ihre Umgebung und
steigen ungehindert weiter auf. Nun kann aber kalte Luft weniger
Feuchtigkeit aufnehmen als warme. In der Folge kommt es zur
Kondensation der im Luftpaket enthaltenen Feuchtigkeit - es entstehen
hochreichende Quellwolken (Cumulonimben) und schließlich auch
Niederschlag.

Diese Niederschläge sind meist kräftig und nur von kurzer Dauer, in
mittleren Breiten beträgt diese typischerweise mehrere Minuten. Ihre
Ausdehnung ist lokal eng begrenzt. So kann es oft vorkommen, dass
innerhalb einer Stadt ein Stadtteil überhaupt keinen Niederschlag
abbekommt, während in einem anderen Stadtteil die Welt unterzugehen
scheint. Häufig treten Schauer unorganisiert und in Gruppen auf,
wobei sich im Radarbild ein streuselkuchenartiges Muster erkennen
lässt und absterbende Zellen zügig durch neue ersetzt werden. Solch
ein "Streuselkuchenbild" vom gestrigen Dienstag können Sie nachfolgend sehen:

Zum Vergrößern bitte klicken
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Weiterhin charakteristisch ist ein schneller Wechsel zwischen niedergehenden
Schauern und Aufheiterungen, sodass oftmals eine Zeit lang blauer
Himmel zu sehen ist.
Je nach Jahreszeit fallen die Niederschläge als Regen-, Schnee- oder
Graupelschauer. Besonders bei sommerlichen Lagen können Schauer auch
von Gewittern und Hagel begleitet sein.

In den nächsten Tagen erwartet uns weiterhin Schauerwetter. Doch
zumindest am Samstagvormittag dürfte es abgesehen vom Raum südlich
der Donau noch trocken sein. Schauerartige Niederschläge bilden sich
wahrscheinlich erst am Nachmittag. Das Nachsehen haben auch am
Sonntag die Süddeutschen. Dort ist weiter mit Niederschlägen zu
rechnen, während im Rest der Republik der Sonntag wohl teilweise
seinem Namen alle Ehre machen wird. Zumindest bleibt es dort nach
aktuellem Kenntnisstand überall weitgehend trocken.

Einziger Wermutstropfen bleiben da für alle Liebhaber von
hochsommerlichen Temperaturen die Höchstwerte der kommenden Tage. Am
morgigen Donnerstag werden in Südostbayern stellenweise noch bis 28
Grad erreicht. Im Norden und in der Mitte sind es nur 17 bis 24 Grad.
Am Freitag erwarten uns dann deutschlandweit nur noch zwischen 16
Grad an der Nordsee und 23 Grad am Oberrhein. Auf ähnlichem
Temperaturniveau bleibt es auch am Samstag. Am Sonntag ist die
Temperaturspanne deutlich geringer. Dann kann man vielerorts mit
Höchstwerten zwischen 20 und 24 Grad rechnen. Etwas kühler bleibt es
nur im Alpenvorland und mit auflandigem Wind unmittelbar an der
Küste.




© Deutscher Wetterdienst

Bild: DWD