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28. Juli 2012 | Dipl.-Met. Dorothea Paetzold

Sommergewitter

Über 14.000 Blitze wurden gestern in den Abendstunden registriert
Über 14.000 Blitze wurden gestern in den Abendstunden registriert


In den vergangenen Stunden hat es in Deutschland immer wieder kräftig
gewittert. Mit Starkregen und Sturmböen zusammen gingen in einigen
Regionen sogar Unwetter nieder.
Diese Gewitter waren bereits seit Tagen angekündigt und deshalb auch
nicht überraschend.

Aber wie kann man denn nun Gewitter vorhersagen? Sicher, wenn die
Luft sehr schwül ist und der Himmel nicht richtig blau, dann spürt
jeder etwas empfindsame Mensch bereits: "Gewitter liegen in der
Luft".

Fachleute können die Gewittergefahr bereits Tage im Voraus
abschätzen.
Von entscheidender Bedeutung ist nämlich die Lufttemperatur - und
zwar nicht nur die in 2 m Höhe gemessene, die im Sommer oft eine
Entscheidungshilfe ist, ob wir den Sprung ins kühle Nass wagen oder
nicht. Nein, wichtiger ist die vertikale Temperaturverteilung in der
Atmosphäre. Dass es normalerweise mit zunehmender Höhe immer kälter
wird, ist klar. Bei bestimmten Wetterlagen überschreitet diese
Abkühlung aber gewisse Werte, dann wird die Luft instabil. Der
Grundstein für Gewitter wäre gelegt.

Damit diese sich entwickeln können, muss genügend Feuchte in der
bodennahen Luftschicht vorhanden sein. Nun braucht diese Luft noch
den Antrieb, in höhere Luftschichten aufzusteigen und zunächst
Quellwolken zu bilden. Für diesen Antrieb kann die Sonne sorgen.
Aber auch viele andere Faktoren spielen eine wichtige Rolle dabei: z.
B. die Luftdruckverhältnisse und auch der Wind. Ganz wichtig ist auch
die Topographie. Gebirge wirken sich beträchtlich auf die Entwicklung
aus. So wird anströmende Luft zur Hebung gezwungen - es bilden sich
Quellwolken.

Hinweise für eine entsprechende Luftschichtung liefern die derzeit
verwendeten Computermodelle bereits einige Tage im Voraus, jedoch
lassen sich meist noch nicht Rückschlüsse darauf ziehen, wo genau nun
die Gewitter dann auch wirklich auftreten werden.

Meist kann man das erst am aktuellen Tag entsprechend abschätzen.
Dazu gibt es dann weitere "Hilfsmittel", z. B. die Ergebnisse von
Radiosondenaufstiegen. Dazu werden Messgeräte an Wetterballons in die
Atmosphäre geschickt. Wenn die Messdaten als Diagramm vorliegen,
gewinnt man einen guten Einblick in die vertikale Verteilung
meteorologischer Größen in der Atmosphäre zum jeweiligen Termin.

Wenn bereits Gewitter "unterwegs" sind, verfolgen die Fachleute mit
Argusaugen die Entwicklung und die Zugbahn dieser Wolken auf dem
Radar bzw. auf den Satellitenbildern.
Das mag auf den ersten Blick eher simpel erscheinen, jedoch liegen
die Probleme oft im Detail. So fallen Gewitterwolken manchmal ohne
ersichtlichen Grund einfach zusammen und setzen ihren Weg als normale
Quellwolken fort. Und dann wieder entwickeln sie sich so rasch, dass
man nur staunen kann.

So können z. B. bereits die Mittelgebirge eine erhebliche Rolle
spielen. Stehen die Gebirge quer zur Zugrichtung der Gewitterwolken,
so können diese abgebremst werden und sich demzufolge an der
angeströmten Seite stärker auswirken als an der Rückseite der Berge.






© Deutscher Wetterdienst

Bild: BLIDS