04. August 2012 | M.Sc. Met. Stefan Bach
Wir sind nicht allein
Vor ein paar Tagen hat mein Kollege Hermann Kehrer an dieser Stelle
bereits einen kurzen Rückblick auf den Juli gegeben, ein
detaillierter Bericht findet sich unter http://www.dwd.de/presse.
Es zeigte sich, dass der vergangene Monat im bundesdeutschen
Durchschnitt mit 128 Prozent der üblichen Niederschlagsmenge zu nass
ausfiel, aber immerhin blieb auch etwa ein Viertel aller Stationen
unter ihrem Soll. Hinsichtlich der Temperatur lag der Juli in
Deutschland 17,4 Grad im Mittel um 0,5 Kelvin über dem Wert der
international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Betrachtet man
die Vergleichsperiode (1981 bis 2010), betrug die Abweichung -0,6
Kelvin. In dieser Einheit werden in der Meteorologie und Physik
übrigens Temperaturdifferenzen angegeben, wobei ein Kelvin in der
Differenz einem Grad Celsius entspricht.
Mit diesem vielerorts recht durchwachsenen Juli waren wir aber nicht
allein. An dieser Stelle sei einmal ein Rückblick auf den Juli in
Nordeuropa gegeben, denn auch dort gab es vielerorts zu viel Nass von
oben:
In Norwegen war es insgesamt gesehen 0,3 Kelvin kühler als normal -
etwas wärmer war es lediglich in Teilen Mittel- und in den
Küstengebieten Südnorwegens. Die größten Abweichungen nach unten gab
es mit 1 bis 1,5 Kelvin in Nordnorwegen. Durchschnittlich am wärmsten
war es mit 17,1 Grad am Leuchtturm Færder, am kältesten auf dem 1894
Meter hohen Juvvasshøi mit 3,5 Grad. Dort wurde übrigens auch die
tiefste Temperatur dieses Monats gemessen: am 21. Juli mit -3,8 Grad.
Der Höchstwert wurde am 8. Juli mit 29,5 Grad an der Station Nelaug
registriert.
Beim Niederschlag lag das Königreich mit 125 Prozent der üblichen
Summe in der gleichen Größenordnung wie Deutschland. Auch hier gab es
große Unterschiede: Während die Niederschläge in Ostnorwegen und in
Teilen der Provinzen Nordland, Troms und in den Küstengebieten
Finnmarks bedeutend zu hoch ausfielen (teilweise 250 Prozent),
regnete es in manchen Regionen des Landes weniger als 50,
gebietsweise sogar weniger als 25 Prozent der Normalmenge.
Ebenso haben große Teile Schwedens im vergangenen Monat mehr
Niederschlag abbekommen als im Mittel der Referenzperiode 1961 bis
1990. Hiervon war vor allem der Landesteil Svealand betroffen, in der
Provinz Dalarna fielen gebietsweise 200 bis 250 Prozent des
Normalwertes. In Hinshult (Småland) fielen sogar 163 Liter pro
Quadratmeter an einem einzigen Tag, was der fünftgrößten gemessenen
Menge an einer schwedischen Station entspricht. Trockener fiel der
Juli im Mittel südwestlich von Stockholm, an den Küsten von Schonen
und Blekinge sowie in der Provinz Västernorrland und im östlichen
Teil von Västerbotten (75 bis 100 Prozent) aus. In der Region
zwischen der nordschwedischen Stadt Umeå und Vännäs war es sogar noch
etwas trockener.
Recht einheitlich waren die Temperaturabweichungen von 0 bis 1 Kelvin
nach oben, lediglich im Norden Schwedens war es etwas zu kühl. Dort
gab es sogar mehrfach Nachtfrost - in der Nacht zum 10. Juli wurden
in Naimakka -3 Grad gemessen.
Im Königreich Dänemark war es mit durchschnittlich 15,9 Grad 0,3
Kelvin wärmer als in der Referenzperiode 1961 bis 1990. Damit waren
die Dänen weit von ihrem wärmsten Juli entfernt - diesen gab es
nämlich im Jahr 2006 mit 19,8 Grad. In diesem Jahr war der vergangene
Monat in der Region Kopenhagen und Nordseeland mit 16,7 Grad am
wärmsten, während es in Mittel- und Westjütland mit 15,5 Grad am
kältesten war. An der Wetterstation in Kopenhagen wurde am 25. Juli
auch der landesweit mit 29,6 Grad höchste Wert dieses Julis gemessen,
der niedrigste (5,1 Grad) in Mitteljütland am 27. Juli.
Was den Niederschlag angeht, so fielen 138 Prozent der üblichen Menge
- das entspricht 91 Litern pro Quadratmeter. Das meiste Nass von oben
gab es in der Region Süddänemark (etwa 153 Prozent), am wenigsten in
der Region Kopenhagen und Nordseeland (94 Prozent).
In Finnland bewegte sich die Julitemperatur in großen Teilen um das
Klimamittel herum - landesweit gesehen lag sie mit 15,5 Grad um 0,1
Kelvin unter dem Referenzwert, lediglich im nördlichen Lappland war
es etwa 1 Kelvin zu kalt. Die Temperaturspanne bewegte sich dabei von
12 Grad in Nordlappland bis gut 17 Grad im Süden Finnlands. Einen
heißen Tag konnte man in Lieksa Lampela bei 31,0 Grad erleben, recht
frisch war es mit 1,7 Grad am 10. Juli im ostlappländischen Naruska.
Stellenweise lagen die Niederschlagsmengen in Mittel- und Ostfinnland
bei über 170 Litern pro Quadratmeter, was knapp der Hälfte des sonst
Üblichen entspricht. In Karvia wurden sogar 243 Liter pro
Quadratmeter registriert, davon allein 96 am 8. Juli. Dem gegenüber
fielen im Süden sowie in den Regionen Nord- und Mittelösterbotten und
in Lappland weniger Niederschläge als normal.
© Deutscher Wetterdienst
Bild: DWD
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