Facebook Twitter
Drucken
09. August 2012 | Dipl.-Met. Thomas Ruppert.

Ein Schneemann für Afrika...

...ist der Titel eines Kinderfilms aus den siebziger Jahren. Einen
solchen zu bauen, dafür reichte der vorgestern in Johannesburg
gefallene Schnee sicherlich nicht, aber für viele Südafrikaner war es
eine Premiere, sie sahen zum ersten Mal leibhaftigen Schnee. Zwar
herrscht, entgegengesetzt zur Nordhalbkugel, derzeit Winter in
Südafrika, der in einigen Landesteilen auch recht kalt werden kann,
dennoch treten Schneefälle nicht so häufig auf. Das Land am Kap liegt
in der subtropischen Klimazone, im Sommer ist es dort warm bis heiß,
im Winter mild bis kühl.



Während der größte Teil Südafrikas ganzjährig unter dem Einfluss des
Südostpassats steht, gelangen die Küstenregionen im Winter in den
Bereich der Westwinddrift und werden, ähnlich wie Südeuropa, bei
kräftigen Tiefdruckentwicklungen von südatlantischen Frontensystemen
gestreift, die von Westen heran ziehen.

Seit Montag entwickelte sich über dem Südzipfel Afrikas in der stark
mäandrierenden Höhenströmung ein hoch reichendes Tiefdrucksystem, das
sich weit nordwärts verlagerte, für kräftige Niederschläge sorgte und
auf seiner Rückseite subpolare Meeresluft weit ins Landesinnere
führte.

Die Niederschläge wurden zum Teil im Staubereich des Bergland
verstärkt, so fielen innerhalb von vierundzwanzig Stunden bis gestern
früh örtlich mehr als 100 L/m². Im Zentralplateau ("Highveld", 900
bis 2000 m NN), so auch im knapp 1700 m hoch gelegenen Johannesburg,
gab es Schneeschauer. Nach Abzug des Frontensystems wurde es in der
vergangenen Nacht auf dem Highveld empfindlich kalt, verbreitet sank
das Quecksilber unter den Gefrierpunkt. In Johannesburg wurde ein
Minimum von -3,6 °C registriert, der langjährige Rekordwert für den
Juli beträgt dort -5 °C.

Eine Karte der Isobaren des Bodendruckfeldes [hPa], der nächtlichen
Tiefsttemperaturen [1/10 °C], vom 09.08.2012, 06:00 UTC, unterlegt
mit einem infraroten Satellitenbild (Kanal bei 10,8 µm im
"atmosphärischen Fenster") finden Sie nachfolgend:

Zum Vergrößern bitte klicken
Zum Vergrößern bitte klicken





© Deutscher Wetterdienst

Bild: DWD