01. September 2012 | Hermann Kehrer
Deutschlandwetter im August 2012:
Ein sonniger, zu trockener und sehr warmer August mit Hitzewellen
Im August 2012 prägten Deutschland immer wieder Hochdruckgebiete, die zunächst meist warme Festlandsluft aus Nord- oder Osteuropa heranführten. Nach dem Durchzug des Hochs ?Achim? geriet das Bundesgebiet jedoch in eine südliche Strömung mit einer intensiven Hitzewelle. Nur selten konnten Tiefausläufer mit kräftigen Gewittern das beständige Sommerwetter unterbrechen. So fiel der Monat insgesamt sehr warm, recht trocken und sonnenscheinreich aus. Das meldet der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2 000 Messstationen.
Der 22. zu warme August in den vergangenen 25 Jahren
Der August 2012 brachte in Deutschland mit 18,5 Grad Celsius (°C) eine recht hohe Durchschnittstemperatur: Die Abweichung betrug von der Vergleichsperiode 1981-2010 1,4 Grad und von der international gültigen Referenzperiode 1961-1990 sogar 2,0 Grad. Damit erreichte der August zwar keinen Platz unter den wärmsten zehn seit Beginn flächendeckender Messungen im Jahr 1881, er war aber bereits der 22. zu warme August in den vergangenen 25 Jahren. Im größten Teil des Monats herrschte recht angenehmes Wetter mit klarer Luft und relativ frischen Nächten, wie es häufig im Mai anzutreffen ist. So sank das Quecksilber am 12. in Deutschneudorf-Brüderwiese im Erzgebirge bis auf 2,2°C. Vom 15. bis zum 22. konnte sich jedoch die über Südwesteuropa liegende ungewöhnliche Hitze allmählich auch in Deutschland ausbreiten. Schon am 19. meldeten Saarbrücken-Burbach und Bad Kreuznach südwestlich von Mainz Maxima von jeweils 38,9°C. Unterstützt durch Föhn zeigte das Thermometer in Wernigerode am Harz in der Nacht zum 20. um 3.30 Uhr 31°C. In Bad Harzburg lag das Minimum bei 26,6°C. Die extremen Temperaturen erreichten am Nachmittag des 20. ihren Höhepunkt: In Dresden-Strehlen kletterten sie bis auf 39,7°C und in Dresden-Hosterwitz sogar bis auf 39,8°C. Der absolute Rekord für Deutschland, aufgestellt im August 2003 in Karlsruhe und Freiburg mit jeweils 40,2°C, wurden damit zwar um 0,4 Grad verfehlt. Doch an vielen Stationen des DWD gab es neue Spitzenwerte für den Monat.
Im Süden recht nass, sonst überwiegend zu trocken
Die Niederschlagsmenge blieb im August 2012 mit zirka 67 Litern pro Quadratmeter (l/m²) um 13 Prozent unter dem Klimawert von 77 l/m². Der Monat zeigte sich im Süden von Bayern und Baden-Württemberg verbreitet deutlich zu nass, während er sonst sein Soll meist nicht erfüllte. So fiel in Oy-Mittelberg-Petersthal im Allgäu mit 310 l/m² der meiste Regen. In Groß Lüsewitz östlich von Rostock kamen dagegen lediglich 18 l/m² zustande. Die extreme Hitze verursachte um den 20. in vielen Gebieten sogar große Trockenheit, wodurch die Gefahr von Wald- und Flächenbränden in einigen Regionen, vor allem aber in Brandenburg, die höchste Stufe erreichte.
Sehr viel Sonnenschein, besonders im Süden
Der August 2012 fiel in Deutschland mit etwa 233 Stunden sehr sonnenscheinreich aus. Damit übertraf er sein Soll von 197 Stunden um 18 Prozent. Am längsten zeigte sich die Sonne im Süden, wo Weingarten bei Ravensburg mit 286 Stunden vorne lag. Schlusslicht war Nörvenich südwestlich von Köln mit 183 Stunden.
Das Wetter in den Bundesländern im August 2012
(In Klammern stehen jeweils die vieljährigen Mittelwerte)
Schleswig-Holstein und Hamburg: Im August 2012 war Schleswig-Holstein bei 68 l/m² (73 l/m²) Regen und 229 Stunden Sonnenschein (210 Stunden) mit 17,4°C (16,2°C) die kühlste Region. Auch Hamburg blieb im August bei der Temperatur mit 18,3°C (16,8°C) hinter den meisten Bundesländern zurück. Mit 209 Stunden (201 Stunden) war es das sonnenscheinärmste Bundesland. Die Niederschlagsmenge betrug 54 l/m² (71 l/m²).
Niedersachsen und Bremen: Bei durchschnittlich 50 l/m² (70 l/m²) Regen war Niedersachsen im August mit 214 Stunden (192 Stunden) ein relativ sonnenscheinarmes und mit 18,2°C (16,5°C) ein vergleichsweise kühles Bundesland. In der Nacht zum 20. ging die Temperatur in Bad Harzburg nicht unter 26,6°C zurück. Für Bremen notierten die Meteorologen des DWD 18,5°C (16,7°C) und 220 Sonnenstunden (193 Stunden). Mit 73 l/m² (71 l/m²) konnte es sein Niederschlagssoll erfüllen.
Mecklenburg-Vorpommern: Mecklenburg-Vorpommern war mit 17,7°C (16,6°C) die zweitkälteste Region und mit 212 Stunden (217 Stunden) das einzige Bundesland, das sein Sonnenscheinsoll nicht erreichte. Mit 45 l/m² (59 l/m²) gehörte es zu den trockenen Gebieten. In Groß Lüsewitz östlich von Rostock, dem deutschlandweit niederschlagsärmsten Ort, kamen insgesamt nur 18 l/m² zustande. Trotzdem traten auch in Mecklenburg-Vorpommern örtlich heftige Gewitter auf. Ein solches brachte am 20. mit Hagel und Sturm etliche Segelboote auf der Müritz zum Kentern, doch konnten alle Segler gerettet werden.
Brandenburg und Berlin: Brandenburg meldete im Mittel 229 Stunden (213 Stunden) Sonnenschein, 52 l/m² Niederschlag (59 l/m²) und 18,6°C (17,4°C). In Holzdorf östlich von Wittenberg trat am 20. August ein Maximum von 38,7°C auf. Die Hitze ließ die Waldbrandgefahr zu Beginn der letzten Monatsdekade auf die höchste Stufe steigen. Berlin gehörte im August mit 18,9°C (17,8°C) zu den warmen Bundesländern. Die Sonne zeigte sich 235 Stunden (214 Stunden) und die Niederschlagsmenge lag mit 67 l/m² um 13 Prozent über dem Klimawert (59 l/m²). Durch Hagel mit Korngrößen bis zu 3 cm entstanden am Abend des 2. in Berlin Sachschäden. In Berlin-Tegel fielen während eines heftigen Gewitters in der Nacht zum 22. bis zu 54 l/m².
Sachsen-Anhalt: Für Sachsen-Anhalt registrierte der DWD im August durchschnittlich 53 l/m² Regen (59 l/m²), eine Sonnenscheindauer von 233 Stunden (198 Stunden) und eine Temperatur von 18,8°C (17,2°C). In Wernigerode am Harz zeigte das Thermometer am 20. nachts um 3.30 Uhr 31°C.
Sachsen: Der August 2012 brachte in Sachsen im Mittel 67 l/m² Niederschlag (77 l/m²), 239 Stunden (199 Stunden) Sonnenschein und 18,8°C (16,8°C). Sowohl die bundesweit höchste als auch die tiefste Temperatur trat in Sachsen auf: Am 12. sank sie in Deutschneudorf-Brüderwiese auf 2,2°C, während sie am 20. in Dresden-Hosterwitz auf 39,8°C kletterte. Damit wurde der alte Temperaturrekord, gemessen im August 2003 in Karlsruhe und Freiburg mit 40,2°C, nur um 0,4 Grad verfehlt. Am Abend des 20. prasselten während eines Gewitters zwischen Brünlos und Zwönitz südlich von Chemnitz bis zu 6 cm dicke Hagelkörner nieder.
Thüringen: Thüringen erreichte im August eine Sonnenscheindauer von 227 Stunden (192 Stunden), eine Regenmenge von 58 l/m² (69 l/m²) und eine Temperatur von 18,5°C (16,0°C). Tegkwitz nordöstlich von Gera meldete am 20. ein Maximum von 38,4°C.
Nordrhein-Westfalen: Hier lag die Mitteltemperatur im August 2012 bei 18,7°C (16,6°C). In Aachen-Orsbach sank das Quecksilber in der Nacht zum 19. nicht unter 24°C. Mit 42 l/m² (73 l/m²) zählte Nordrhein-Westfalen zu den trockenen und mit 221 Stunden (183 Stunden) zu den Bundesländern mit weniger Sonnenschein. Nörvenich südwestlich von Köln war mit 183 Stunden die deutschlandweit schattigste DWD-Station.
Hessen: In Hessen lag die Temperatur mit 18,6°C (16,4°C) um 2,2 Grad über, die Sonnenscheindauer mit 236 Stunden (190 Stunden) um 25 Prozent über und die Niederschlagsmenge mit 49 l/m² (70 l/m²) um 29 Prozent unter dem vieljährigen Klimawert. Am Frankfurter Flughafen fielen in der Nacht zum 16. 50 l/m², davon allein zwischen 3 und 4 Uhr 37 l/m².
Rheinland-Pfalz: Rheinland-Pfalz gehörte im August 2012 mit 19,0°C (16,6°C) zu den wärmsten Bundesländern. In Bad Kreuznach stieg die Temperatur am 19. auf 38,9°C. Bei einer hohen Sonnenscheindauer von 241 Stunden (193 Stunden) war Rheinland-Pfalz mit 39 l/m² (70 l/m²) ein recht trockenes Gebiet.
Saarland: Das Saarland präsentierte sich im August 2012 mit 240 Stunden (202 Stunden) als sonnenscheinreiches, mit 36 l/m² (73 l/m²) als das trockenste und mit 19,0°C (16,9°C) als warmes Bundesland. In Saarbrücken-Burbach kletterte die Temperatur am 19. auf 38,9°C.
Baden-Württemberg: Laut DWD zeigte sich Baden-Württemberg im August 2012 mit 19,0°C (16,4°C) als warmes, mit 88 l/m² (94 l/m²) als vergleichsweise nasses und mit 253 Stunden (206 Stunden) als das sonnenscheinreichste Bundesland. In Weingarten bei Ravensburg schien die Sonne mit 286 Stunden deutschlandweit am längsten.
Bayern: Bayern war im August 2012 bei durchschnittlich 18,4°C (16,0°C) mit 246 Stunden (202 Stunden) das zweitsonnigste und mit 118 l/m² (101 l/m²) das nasseste Bundesland. Oy-Mittelberg-Petersthal war im August 2012 mit 310 l/m² bundesweit die nasseste Station. Während heftiger Gewitter fielen im Süden Bayerns mehrmals Regenmengen von mehr als 50 l/m², wie am 2. in München und Umgebung, in der Nacht zum 21. im Raum Ingolstadt, am 26. in Kiefersfelden. Am Abend des 23. schlug der Blitz in das Festival-Gelände des Chiemsee-Reggae in Übersee ein. Rund 600 vorzeitig angereiste Besucher blieben unverletzt, wurden aber vorsorglich in einer nahegelegenen Reithalle untergebracht.
*Alle in dieser Pressemitteilung genannten Monatswerte sind vorläufige Werte. Die für die letzten zwei Tage des Monats verwendeten Daten basieren auf Prognosen. Bis Redaktionsschluss standen nicht alle Messungen des Stationsnetzes des DWD zur Verfügung.
Die wärmsten, trockensten und sonnigsten Orte in Deutschland
Erste Auswertungen der Ergebnisse von 2 000 Messstationen des
Deutschen Wetterdienstes (DWD) in ganz Deutschland
Besonders warme Orte im August 2012*
1. Platz Stuttgart-Neckartal (Baden-Württemberg) 22,1°C Abweich. +3,0 Grad
2. Platz Waghäusel-Kirrlach (Baden-Württemberg) 21,7°C Abweich. +2,9 Grad
3. Platz Heidelberg (Baden-Württemberg) 21,5°C Abweich. +2,6 Grad
Besonders kalte Orte im August 2012*
1. Platz Schierke (Sachsen-Anhalt) 14,7°C Abweich. +1,5 Grad
2. Platz Kahler Asten (Nordrhein-Westfalen) 15,0°C Abweich. +2,3 Grad
3. Platz Zinnwald-Georgenfeld (Sachsen) 15,3°C Abweich. +2,2 Grad
Besonders niederschlagsreiche Orte im August 2012**
1. Platz Oy-Mittelberg-Petersthal (Bayern) 281,3 l/m² 150 Prozent
2. Platz Garmisch-Partenkirchen (Bayern) 241,1 l/m² 141 Prozent
3. Platz Attenkam (Bayern) 240,2 l/m² 175 Prozent
Besonders trockene Orte im August 2012**
1. Platz Drewitz bei Burg (Sachsen-Anhalt) 13,4 l/m² 21 Prozent
2. Platz Trier-Petrisberg (Rheinland-Pfalz) 17,3 l/m² 24 Prozent
3. Platz Wittenberg (Sachsen-Anhalt) 17,8 l/m² 29 Prozent
Besonders sonnenscheinreiche Orte im August 2012**
1. Platz Weingarten bei Ravensburg (Baden-Württemberg) 285 Stunden 131 Prozent
2. Platz Konstanz (Baden-Württemberg) 284 Stunden 132 Prozent
3. Platz Friedrichshafen-Unterraderrach (Baden-Württemberg) 279 Stunden 128 Prozent
Besonders sonnenscheinarme Orte im August 2012**
1. Platz Nörvenich (Nordrhein-Westfalen) 183 Stunden 103 Prozent
2. Platz Braunlage (Niedersachsen) 194 Stunden 104 Prozent
3. Platz Bückeburg (Niedersachsen) 195 Stunden 109 Prozent
Bergstationen oberhalb 920 m NN sind hierbei nicht berücksichtigt.
* Monatsmittel und Abweichung vom vieljährigen Durchschnitt
** Prozentangaben bezeichnen das Verhältnis des gemessenen
Monatswertes zum vieljährigen
Mittelwert der jeweiligen Station (normal = 100 Prozent)
© Deutscher Wetterdienst
Bild: Hans Richard Henkes, Wetterwarte Rheinstetten