09. September 2012 | M.Sc. Met. Stefan Bach
Über den Tellerrand geschaut - ein weiterer Rückblick auf den August
Wie sich das Wetter im August in Deutschland gestaltete, konnte man
einerseits im Thema des Tages vom 1. September in Kurzform oder in
der Pressemitteilung vom 30. August lesen. Die Kollegen vom
schwedischen meteorologischen und hydrologischen Institut (Sveriges
meteorologiska och hydrologiska institut, SMHI) haben vor wenigen
Tagen einen sehr informativen Rückblick auf das Weltwetter im August
gegeben (Link siehe unten), der hier in Auszügen verwendet wird.
Europa
Den meisten von uns ist sicherlich die Hitzewelle in großen Teilen
Europas in Erinnerung geblieben. Vielerorts wurden neue
Temperaturrekorde für die entsprechenden Tage aufgestellt, teils
wurde sogar neue absolute Rekordmarken gesetzt:
So beispielsweise in der westmoldauischen Stadt Falesti (man möge die
aus technischen Gründen unkorrekte Schreibweise bitte entschuldigen),
wo am 7. August mit 42,4 Grad der alte Landesrekord um 0,9 Kelvin
überschritten wurde (in dieser Einheit werden Temperaturabweichungen
angegeben, wobei hier ein Kelvin einem Grad entspricht).
Auch im mittelböhmischen Dobrichovice (hier ebenso nicht ganz
korrekte Schreibung) wurde am 20. August mit 40,4 Grad ein neuer
tschechischer Hitzerekord erreicht. Deutschland erlebte an diesem Tag
die höchsten Werte des Jahres, nämlich an den DWD-Stationen
Dresden-Strehlen und Dresden-Hosterwitz mit 39,7 bzw. 39,8 Grad.
Damit wurde zwar kein neuer Deutschlandrekord aufgestellt, aber ganz
schön heiß war's trotzdem.
Und doch kann hier ein neuer deutscher Rekord genannt werden: In der
Nacht auf den 20. August sank die Temperatur in Bad Harzburg nicht
unter 26,6 Grad.
Nordamerika
Nachdem der Juli Nordamerika allerhand Hitze beschert hatte,
dominierte auch im August Warmluft das Wettergeschehen jenseits des
Atlantiks.
Im östlichen Pazifik und vor allem im Nordatlantik bildeten sich
ständig neue tropische Wirbelstürme. Insgesamt wurden zwölf von ihnen
mit einem Namen bedacht. Am Ende des Monats war man mit der
Bezeichnung bei Leslie angelangt, die, wenn auch nicht mehr als
Hurrikan, so doch noch als tropischer Sturm geführt wird und sich
momentan mit einem Kerndruck von 988 hPa bei 30,5 Grad nördlicher
Breite und 62,6 Grad westlicher Länge befindet.
Durch die Medien wurde wohl Isaac am meisten bekannt. Isaac steuerte
am 29. August auf New Orleans zu, auf den Tag genau sieben Jahre nach
dem verheerenden Hurrikan Katrina. Glücklicherweise verursachte er
bei weitem nicht solche großen Schäden. Dennoch ist die
Niederschlagsmenge von 334 Litern pro Quadratmeter in Livingston
(Louisiana) innerhalb von 24 Stunden am 29. August nicht zu
verachten. Unter Abschwächung zog Isaac weiter und bescherte dadurch
den trockenheitsgeplagten Landstrichen der mittleren USA eine
natürliche Bewässerung.
Südamerika
Während bei uns auf der Nordhalbkugel Sommer war, herrschte südlich
des Äquators der Winter. Dieser verabschiedete sich aber mit einem
überwiegend warmen August. Zwischen Uruguay und Paraguay war der
vergangene Monat zwischen zwei und fünf Kelvin wärmer als normal.
An der Pazifikküste zeichnete sich ein beginnender El Niño ab. Eine
Erklärung zu El Niño finden Sie in unserem Wetterlexikon unter http://www.deutscher-wetterdienst.de/lexikon/download.php?file=El-Nin
o.pdf
Afrika
Wie auch in Südamerika war in Teilen des afrikanischen Kontinents im
August Winter. So traten Anfang des Monats in Südafrika ungewöhnlich
ergiebige Schneefälle auf (siehe Thema des Tages vom 9. August 2012),
wodurch der Verkehr auf einigen hochgelegenen Straßen zum Erliegen
kam. Ursache war ein hochreichendes Tief, das auf seiner Rückseite
subpolare Meeresluft weit ins Landesinnere führte.
Hingegen war der August im Norden Afrikas wie auch Südeuropa warm bis
sehr warm.
Asien
Auch über dem westlichen Pazifik bildeten sich tropische
Wirbelstürme, die dort als Taifun bezeichnet werden. Sie sorgten für
regelrechte Wolkenbrüche - so bescherte der Taifun Saola der Station
Taipingshan auf der Insel Taiwan am Monatsersten eine Regenmenge von
691 Litern pro Quadratmeter innerhalb von 24 Stunden. Nicht vergessen
darf man dabei, dass dieselbe Station am Tag zuvor 570 Liter pro
Quadratmeter registrierte. Damit fielen innerhalb von zwei Tagen 1261
Liter. Zur besseren Vorstellung: Das ist genauso viel, wie wenn man
126 Wassereimer auf einen einzigen Quadratmeter ausschüttet und
deutlich mehr als in den meisten Regionen Deutschlands im gesamten
Jahr fällt.
Kräftige Regenfälle gab es ebenfalls auf den Philippinen. Der
Sommermonsun sorgte in der Hauptstadt Manila für 980 Liter pro
Quadratmeter innerhalb von drei Tagen.
Australien
Ganz schön trocken war es dagegen in Australien. Gemittelt über das
ganze Land fielen nur 8,3 Liter auf den Quadratmeter, was einer
Abweichung von 56 Prozent nach unten im Vergleich zur Referenzperiode
entspricht. Damit war der vergangene Monat der fünftrockenste in
Australien seit Beginn der Aufzeichnungen vor 113 Jahren.
Quellen
Weltwetter (ohne Australien): Sveriges meteorologiska och
hydrologiska institut - Artikel "Kraftig värmebölja i Europa och
rekordlite is i Arktis", abrufbar unter http://www.smhi.se/klimatdata/Manadens-vader-och-vatten/Varlden/augus
ti-2012-kraftig-varmebolja-i-europa-och-rekordlite-is-i-arktis-1.2470
9
Australien: Bureau of Meteorology - Artikel "Australia in August
2012", abrufbar unter
http://www.bom.gov.au/climate/current/month/aus/summary.shtml
© Deutscher Wetterdienst
Bild: NOAA
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