Facebook Twitter
10. September 2012 | Dipl.-Met. Thomas Ruppert

Regen in der Wüste?

Gut die Hälfte der Landmasse der Arabischen Halbinsel liegt südlich
des Wendekreises des Krebses (23°26'16" N), gehört also
strahlungsklimatisch zu den Tropen. Die dementsprechend hohe
Sonneneinstrahlung bewirkt starke Erwärmung und Aufsteigen der
bodennahen Luftschichten (Konvektion). Andererseits befindet sich die
Region infolge der allgemeinen atmosphärischen Zirkulation, sozusagen
als Massenausgleich für die äquatoriale Tiefdruckrinne, im Bereich
des subtropischen Hochdruckgürtels der Nordhalbkugel. Dynamisch
bedingtes Absinken der Luft überwiegt die Konvektion größtenteils,
Wolken lösen sich auf bzw. können gar nicht erst entstehen.

Die Folge ist vorwiegend heißes und trockenes Klima im Binnenland mit
beträchtlichen Temperaturunterschieden sowohl zwischen Tag und Nacht
als auch zwischen den Jahreszeiten. Im Sommerhalbjahr ist die Region
die heißeste der Erde, am Tage sind Temperaturmaxima von knapp 50 °C
möglich. Im Winter kann das Quecksilber nachts unter den Gefrierpunkt
sinken, wenn überhaupt, fallen die spärlichen Niederschläge im
Winterhalbjahr. Überraschenderweise hat die Region Dhofar, das zum
Sultanat Oman gehörende, historische "Weihrauchland" an der
Südostküste der Arabischen Halbinsel ein völlig anderes Klima.

Dhofar ist die einzige Gegend der arabischen Halbinsel, die zwischen
Mitte August und Ende September vom Monsun beeinflusst wird und
regelmäßig Niederschläge genießt. Der asiatische Südwestmonsun,
dessen Ausläufer die Gegend streifen, heißt dort "Charif".
Feuchtwarme Luftmassen stauen sich am Küstengebirge Dhofars, werden
zum Aufsteigen gezwungen und regnen sich ab. Allerdings nicht als
sintflutartiger Starkregen wie in Indien, sondern vielmehr als feiner
Sprühregen aus nebelartigen, tief hängenden Wolken.

Ein für die Region in diesen Tagen typisches Meteogramm von Salalah,
der Hauptstadt des Gouvernements Dhofar:

Zum Vergrößern bitte klicken
Zum Vergrößern bitte klicken

Man mag über die geringe
Niederschlagsmenge von 0,6 mm/12 h schmunzeln, aber der Charif lässt
die Landschaft erblühen und die Temperatur sinkt in einen
"angenehmen" Bereich zwischen etwa 25 °C und 30 °C. Touristen aus der
gesamten Golfregion entfliehen während des Charif der Gluthitze ihrer
Heimatländer, um wenigstens im Urlaub etwas Regen und üppiges Grün zu
erleben.



© Deutscher Wetterdienst

Bild: DWD