09. Oktober 2012 | Dipl.-Met. Johanna Anger
Herbstliches Farbenspiel
Unübersehbar hat der Herbst bei uns Einzug gehalten. Die Tage werden
kürzer und die Sonne steht mittags bereits recht flach über dem
Horizont. Die Luft wird kälter und in der vielfach klaren Nacht zum
gestrigen Montag hat es - wenn auch zunächst nur in einigen
Mittelgebirgsregionen - leichten Frost gegeben. Da die Luft zurzeit
auch recht feucht ist, sind außerdem vor allem in Tälern und
Flussniederungen dichte Nebelfelder entstanden, die sich erst in den
späten Vormittagsstunden durch die Sonneneinstrahlung langsam
auflösten.
Eine weitere Erscheinung zu dieser Jahreszeit ist die Herbstfärbung
der Laubbäume in unseren Breiten und das anschließende Abwerfen der
Blätter. Dieser biologische Vorgang wird zum einen astronomisch, d.h.
durch die kürzeren Tage verursacht. Andererseits kann man ihn aber
auch in meteorologischer Hinsicht als Vorbereitung der Pflanzen auf
die kommende Jahreszeit verstehen.
Mit diesem herbstlichen Farbenspiel stellen sich die Pflanzen nämlich
jedes Jahr auf die niedrigen Wintertemperaturen und den damit
verbundenen Wassermangel ein. Denn Bäume verdunsten über ihre Blätter
einen Großteil des Wassers, das sie zuvor über ihre Wurzeln
aufnehmen. Wenn nun im Winter der Boden gefriert, bleibt der
Nachschub an Wasser aus. Zudem würde das in den Blättern enthaltene
Wasser bei Frost gefrieren und so die Blätter zerstören. Um dies zu
vermeiden, werfen die Bäume ihre Blätter ab.
Als erster Schritt erfolgt dabei der Abbau des grünen
Blattfarbstoffes, Chlorophyll genannt. Im Frühling und Sommer
überwiegt in den Blättern das Chlorophyll. Es ist für die
Photosynthese unabdingbar. Dabei wird unter anderem aus der Luft
Kohlendioxid aufgenommen und Sauerstoff freigesetzt. Um diesen
wichtigen Farbstoff nicht zu verlieren, wird er im Herbst zerlegt,
fast vollständig aus den Blättern entfernt und in den Wurzeln oder im
Stamm angereichert. Mit dem Schwinden der grünen Blattfarbe kommen
die leuchtenden gelben und roten Farbstoffe im Blatt hervor, die
zuvor durch das Chlorophyll verdeckt waren. Parallel zu diesem
Vorgang beginnt die Blattablösung. Dabei wird die Versorgung mit
Wasser allmählich unterbrochen, so dass das Blatt abstirbt. Es reicht
schließlich ein Windstoß, damit es zu Boden fällt.
Der Baum hat nun die Möglichkeit, sich über den Winter zu schonen und
schließlich im Frühjahr erneut auszutreiben.
Diese Verfärbung der Blätter hat bei uns gerade erst begonnen. Bevor
die Blätter fallen, können wir also noch einige Zeit die Pracht der
herrlichen Farben genießen. Besonders schön kommen diese zur Geltung,
wenn die Sonne den morgendlichen Nebel vertreibt. Diesen Wechsel von
Sonne und Nebel wird es in den kommenden Tagen vor allem in der Mitte
Deutschlands weiterhin geben.
In den anderen Regionen ist so ziemlich alles vertreten, was der
Herbst an Wetter zu bieten hat, nämlich Sonne, Wolken, Regen und
Wind. Richtig kalt wird es aber noch nicht.
© Deutscher Wetterdienst
Bild: Katharina Scherer / pixelio.de
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