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21. Oktober 2012 | Dipl.-Met. Thomas Ruppert

Sommermonsun auf dem Rückzug

Indien erstreckt sich von Nord nach Süd zwischen dem 37. und dem 8.
nördlichen Breitengrad, das sind ca. 3200 km zwischen seiner
natürlichen Nordgrenze, dem Himalaya, und dem Kap Komorin, dem
südlichsten Punkt des indischen Subkontinents. Die
West-Ost-Ausdehnung umfasst über 30 Längengrade und beträgt rund 3000
km; und zwar vom Rann of Kutch, einem zeitweise überflutetem
Salzsumpf am Ufer des arabischen Meeres an der Grenze zu Pakistan bis
zum Diphu Pass (4353 m NN) im Dreiländereck zu Birma und China. Der
größte Teil der indischen Landmasse liegt südlich des Wendekreises
des Krebses, also in den Tropen.

Diese geographische Lage und seine starke Gliederung in verschiedene
Landschaftsformen, von tief liegenden Küstenstreifen und Flussebenen
über ausgedehnte Hochflächen bis zum Hauptkamm des Himalayas mit dem
dritthöchsten Berg der Erde (Kangchenjunga 8586 m NN) bewirken eine
außerordentliche klimatische Vielfalt. Dabei wird das Klima des
indischen Subkontinents wesentlich durch das Himalaya-Massiv und die
Wüste Thar beeinflusst.

Die weitgehend zonal verlaufenden Himalaya-Ketten sowie das
Hindukusch-Gebirge in den Nachbarländern Pakistan und Afghanistan
verhindern den Zustrom von Kaltluftmassen aus dem Hochland von Tibet
und den winterkalten Ebenen Zentralasiens. Durch diese thermische
Barriere werden die Winter in Nordindien gemildert und die Sommer
sind heißer, insgesamt ist der indische Subkontinent wärmer als es
seiner geographischen Breite entspräche. Die Wüste Thar indes bewirkt
im Sommer als Heizfläche die Ausbildung eines großräumigen
Hitzetiefs, welches die Monsunzirkulation verstärkt.

Der indische meteorologische Dienst (India Meteorological Department)
unterscheidet vier offizielle Jahreszeiten, und zwar den Winter von
Dezember bis April, den Sommer von April bis Juni/Juli, die Regenzeit
bzw. den MONSUN (eigtl. Sommermonsun) von Juni/Juli bis
September/Oktober und die Nachmonsunzeit von September/Oktober bis
Dezember. In den vom Monsunklima geprägten Gebieten der Erde bestimmt
der Monsunregen das Leben der Menschen ("Regen- und Trockenzeit") in
wirtschaftlicher Hinsicht als Lebensspender, oftmals aber auch mit
drastischen Folgen für Leib und Leben. Er ist sozusagen Fluch und
Segen zugleich.

Allgemein sind Monsune großräumige, mit beständigen Winden einher
gehende Luftströmungen in den Tropen mit halbjährlichem
Richtungswechsel. Ihre Ursachen sind die unterschiedliche Erwärmung
von Meer und Land - man kann sie auch als gigantische Land- und
Seewindzirkulation auffassen - sowie die damit zusammenhängende
jahreszeitliche Verlagerung der innertropischen Konvergenzzone (ITC).
Besonders ausgeprägt ist das Monsunsystem auf dem indischen
Subkontinent.

Im Frühjahr erwärmt sich mit zunehmendem Sonnenstand das Festland
Südasiens stark und die innertropische Tiefdruckzone wandert nach
Norden. Die umgebenden Meere sind demgegenüber etwas kühler, dort
herrscht höherer Luftdruck. Es entsteht eine auf das Festland
Südasiens gerichtete Strömung - der Sommermonsun (etwa von Mai/Juni
bis September/Oktober).

Infolge der Coriolis-Kraft erfahren großräumige Horizontalbewegungen
auf der Nordhalbkugel eine Rechtsablenkung, so wird der Sommermonsun
zum Südwestmonsun. Da er über weite und relativ warme Meeresflächen
weht, kann sich die Luft mit Wasser anreichern. Der Sommermonsun ist
also feuchtwarm und bringt dem indischen Subkontinent ergiebige
Regenfälle (100 L/m² = 100 mm Regen pro Tag sind nicht so selten),
die durch Staueffekte an den Gebirgen (z.B. Westghats, Himalaja) noch
verstärkt werden.

Der Südwestmonsun dreht über dem indischen Subkontinent zyklonal und
strömt in Richtung des südasiatischen Hitzetiefs. Normalerweise
breitet er sich ab Anfang Juni vom Süden und Südosten Indiens
nordwestwärts aus (sog. Monsunfront) und erreicht Mitte Juli das
trockene Indisch-Pakistanische Grenzgebiet. Mit sinkenden
Sonnenständen und nachlassenden Erwärmungsraten zieht er sich von da
an wieder südostwärts zurück und beeinflusst Mitte/Ende Oktober nur
noch Südindien.

Eine Karte der vierundzwanzigstündigen Niederschlagsmengen [mm] sowie
ihrer Isohyeten (Linien gleicher Niederschlagsmenge, > 5 mm, Abstand
5 mm) vom 20.10.2012, 00:00 UTC, finden Sie nebenstehend:

Zum Vergrößern bitte klicken
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Man sieht - etwas salopp ausgedrückt
- die Rückzugsgefechte des Sommermonsuns in Südindien mit kräftigen
Regengüssen an der Koromandelküste. Bis heute Nacht 00:00 UTC wurden
in Cuddalore (Bundesstaat Tamil Nadu, 11°45'N, 79°46'E, 5 m ü. NN)
nochmals 170 mm pro Tag gemessen.



© Deutscher Wetterdienst

Bild: DWD