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04. November 2012 | Dipl.-Met. Christian Herold

Droht der Ostküste der USA ein weiterer Sturm?

Die Modellprognose zeigt ein moderates Sturmtief, das entlang der Ostküste zieht
Die Modellprognose zeigt ein moderates Sturmtief, das entlang der Ostküste zieht


Fast eine Woche ist es nun her, dass Hurrikan SANDY auf die Ostküste
der USA traf. Großflächige Schäden verursachten nicht nur die
Orkanböen, sondern in erster Linie die daraus folgende Sturmflut.

Nun taucht dort ein weiterer Sturm in den Vorhersagekarten auf, der
zwar bei Weitem nicht so stark wird wie SANDY, aber dennoch die
Aufräumarbeiten behindern könnte. Diesmal handelt es sich nicht um
einen Hurrikan, sondern um einen sogenannten Nor'easter.

Ein Nor'easter ist ein Sturmtief, dessen Zentrum sich östlich der
amerikanischen Ostküste über Wasser befindet und meist in
nordöstliche Richtung zieht. Die Küstenregionen werden jedoch noch
von dem Sturmfeld des Tiefs erfasst. Da die Luft in einem Tief auf
der Nordhalbkugel gegen den Uhrzeigersinn rotiert, weht der Sturm
dann aus Nordost. Die Niederschlagsbänder eines Nor'easters weißen
zwar die typische Struktur eines Tiefdruckgebietes der mittleren
Breiten auf, aber dennoch können seine Auswirkungen denen eines
Hurrikans gleichen.

Nor'easter sind im Spätherbst und im Winter keineswegs selten. Sie
sind dafür bekannt, dass sie auf ihrer Rückseite arktische Luftmassen
heranführen. So sind einige von ihnen für die stärksten Schneestürme
(Blizzards) in den USA und in Kanada verantwortlich. So sorgte vor
fast genau einem Jahr der sogenannte "Halloween-Nor'easter" für
Rekordschneefälle in Teilen Neu Englands und Ostkanadas.

Der aktuelle Nor'easter entsteht, weil derzeit ein Kaltlufteinbruch
kalte Polarluft fast bis in den Golf von Mexiko führt. Weiter
westlich wird über dem Atlantik sehr warme Golfluft nach Norden
transportiert. An der daraus resultierenden Luftmassengrenze
simulieren die Modelle nun ein Tief, das sich auf seiner
nordöstlichen Zugbahn zu einem Sturmtief verstärken soll. Begünstigt
wird die Entwicklung durch die derzeit um fast 3 °C zu warme
Wassertemperatur in dieser Region.

Die Prognosen sind zwar noch unsicher, nach derzeitigem Stand ist
jedoch ein Sturm am Mittwoch und am Donnerstag sehr wahrscheinlich.
Dabei wird er aber bei Weitem nicht so stark ausfallen wie SANDY.
Dennoch könnte es Sturmböen und hohe Niederschlagsmengen von 50 - 100
mm geben. Stärkere Schneefälle werden allerdings nur in den Bergen
von Neu England erwartet.




© Deutscher Wetterdienst

Bild: DWD