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15. November 2012 | Dipl.-Met. Simon Trippler

Wasserfluten in Italien

Während das Wetter bei uns in Deutschland seit Tagen unter
Hochdruckeinfluss zu einer gewissen meteorologischen Langeweile
neigt, sieht das Wetter auf der anderen Seite der Alpen ganz anders
aus. Tagelange Niederschläge haben vor allem in Italien, in den
Südalpen und in Kroatien für Überschwemmungen und für hohe
Pegelstände der Flüsse gesorgt.

Schuld an dieser Situation war ein Tief über Oberitalien, das nach
einer Hochdruckperiode seit dem vergangenen Wochenende die
Wetterregie im zentralen Mittelmeer übernommen hatte. Dabei bildete
sich eine Wettergrenze aus, die fast stationär über dem mittleren und
nördlichen Italien sowie über Kroatien lag. Besonders in diesen
Gebieten gab es daher auch den meisten Regen.

So fielen im italienischen Grosseto, etwa 175 km nordöstlich von Rom
gelegen, 214 Liter Regen auf den Quadratmeter in 48 Stunden von
Sonntagfrüh bis Dienstagfrüh. Das entspricht etwa einem Drittel der
Regenmenge, die Frankfurt am Main im ganzen Jahr abbekommt! Oder
anders gesagt könnte man mit dieser Wassermenge über 21
10-Liter-Eimer befüllen (entspricht einem haushaltsüblichen Eimer).
Wohlgemerkt stammt diese Wassermenge dann von einem Quadratmeter ab!
Auch im italienischen Arezzo (etwa 200 km nördlich von Rom) und in
Pisa (etwa 150 km nördlich von Grosseto) gab es mit 123 bzw. 112
Liter in diesen 48 Stunden ziemlich viel Regen.

In Kroatien war besonders die Station Mali Losinj auf der Insel
Losinj vor der nördlichen Küste des Landes vom Regen betroffen. Dort
wurden 129 Liter auf den Quadratmeter in 48 Stunden von Sonntagfrüh
bis Dienstagfrüh registriert. Daneben gab es auf dem Berg Zavizan
(rund 100 km südlich von Rijeka) in Nähe der Küste mit fast 102
Litern auf den Quadratmeter ebenfalls viel Regen.

Folge dieser starken Regenfälle waren Überflutungen, Erdrutsche,
vollgelaufene Keller und Stromausfälle. So standen weite Teile der
Stadt Venedig mal wieder unter Wasser. Inzwischen hat sich das Wasser
schon wieder zurückgezogen, da sich das Wetter seit Dienstag durch
den Einfluss von Hoch "Otto" (das auch unser Wetter bestimmt) wieder
beruhigt hat. Die Pegelstände der Flüsse in Italien erreichten aber
erst gestern ihren Höhepunkt. So stieg der Pegel des Tibers in Rom
auf einen Stand von 13 Metern, womit das Wasser des Flusses
vielerorts über seine Ufer trat.

Weitere Entspannung der Lage in den betroffenen Regionen ist in
Sicht, da Hoch "Otto" seinen Einfluss auf das Wetter dort behält. Im
südlichen Italien allerdings macht sich ein neues über Nordafrika
liegendes Tief bemerkbar. So sind dort nun Gewitter und starke
Regenfälle zu erwarten (siehe dazu die Grafik der 48-stündigen
Regenmenge bis Samstag).

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Mehr als 250 Liter auf den Quadratmeter könnten
auch von Sizilien über Kalabrien bis nach Apulien zu Überschwemmungen
und Erdrutschen führen.


© Deutscher Wetterdienst

Bild: DWD