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02. März 2013 |

Deutschlandwetter im Winter 2012/13:

Aufgenommen am Vorderrand des Odenwaldes in Langstadt (Kr. Darmstadt-Dieburg) von Uwe Bachmann (DWD)
Aufgenommen am Vorderrand des Odenwaldes in Langstadt (Kr. Darmstadt-Dieburg) von Uwe Bachmann (DWD)


Mal winterlich, mal mild, mal feucht - vor allem aber extrem wenig Sonne
Der Winter 2012/13 zeigte sich bei positiver Niederschlagsbilanz ungewöhnlich trüb. Besonders Januar und Februar machten ihn zum sonnenscheinärmsten Winter seit Beginn flächendeckender Aufzeichnungen im Jahr 1951. Kältere und mildere Perioden wechselten sich ab, wobei genau an Weihnachten die höchsten Temperaturen auftraten. Das meldet der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2000 Messstationen.

Kältere und mildere Phasen ? ausgerechnet an Weihnachten frühlingshaft warm
Die Durchschnittstemperatur traf im Winter 2012/13 mit 0,3 Grad Celsius (°C) fast genau das Mittel der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990 (0,2°C). Die Abweichung gegenüber der Vergleichsperiode 1981 bis 2010 betrug dagegen -0,6 Grad. Der Winter 2012/13 lässt sich in drei kalte und zwei milde Abschnitte gliedern: Nach einer frostigen ersten Dezemberhälfte herrschte anschließend milde Witterung, die zu Weihnachten ihren Höhepunkt erreichte. Freiburg im Breisgau meldete dabei an Heiligabend mit 18,9°C die bundesweit höchste Temperatur. Einem weiteren winterlichen Zeitraum, der am 12. Januar begann, folgte vom 28. Januar bis zum 4. Februar erneut mildes Wetter, das wiederum von einer kalten Phase abgelöst wurde, die mit kurzen Unterbrechungen bis Ende Februar dauerte. Am 10. Februar registrierten die DWD-Experten mit -22,9°C in Oberstdorf die kälteste Nacht des Winters.

Gebietsweise viel Regen und Schnee, im Nordosten Deutschlands trockener
Mit 210 Litern pro Quadratmeter (l/m²) übertraf der Winter 2012/13 sein Niederschlagssoll von 181 l/m² um etwa 16 Prozent. Die kälteren Witterungsabschnitte brachten bis ins Flachland gebietsweise reichlich Schnee. Der lag z.B. am 13. Dezember in Chemnitz 43 cm hoch. Am 21. Januar befand sich fast ganz Deutschland unter einer geschlossenen Schneedecke. Während der Mildphasen traten regional Starkregenfälle auf, wie am 4. Januar im Chiemgau: In Aschau im Landkreis Rosenheim fielen dabei in 24 Stunden beeindruckende 147 l/m². In den drei Wintermonaten waren es hier zusammen rund 660 l/m². Auch im Schwarzwald gab es jede Menge Regen und Schnee. Im nordöstlichen Brandenburg kamen dagegen örtlich weniger als 90 l/m² zustande.

Rekord: Sonnenscheinärmster Winter seit Beginn der Messungen im Jahr 1951
Deutschland erlebte den sonnenscheinärmsten Winter seit Beginn flächendeckender Messungen im Jahr 1951: Mit etwa 96 Stunden wurden lediglich 62 Prozent des Solls von 154 Stunden erreicht. Spitzenreiter war bislang der Winter 1969/70. Zahlreiche Bundesländer sowie die viele Messstellen meldeten neue Negativrekorde - allen voran der Kahle Asten im Sauerland mit 43 Stunden. Diese Summe entspricht nur 28 Prozent des dortigen Sollwertes. Auch Neuhaus am Rennweg in Thüringen erzielte mit 56 Stunden nur 34 Prozent. Am längsten zeigte sich die Sonne vom östlichen Schwarzwald bis hinüber zum Chiemgau - doch auch Oberstdorf als Spitzenreiter kam mit etwa 178 Stunden nur auf 74 Prozent des vieljährigen Mittelwertes.

Das Wetter in den Bundesländern im Winter 2012/13
(In Klammern stehen jeweils die vieljährigen Mittelwerte)

Schleswig-Holstein und Hamburg: Im Winter 2012/13 betrug in Schleswig-Holstein die mittlere Temperatur 0,6°C (0,9°C), die Niederschlagsmenge 203 l/m² (180 l/m²) und die Sonnenscheindauer 101 Stunden (138 Stunden). Hamburg war mit 1,2°C (1,2°C) ein vergleichsweise warmes Bundesland. Hier fielen im Winter insgesamt 195 l /m² (174 l/m²) und die Sonne schien 85 Stunden (134 Stunden).

Niedersachsen und Bremen: Niedersachsen traf im Winter 2012/13 mit 1,2°C genau sein Temperatursoll (1,2°C), und gehörte damit zu den wärmeren Bundesländern. Die Niederschlagsmenge lag bei etwa 188 l/m² (177 l/m²) und die Sonnenscheindauer bei 98 Stunden (135 Stunden). Auch in Bremen entsprach die Temperatur von 1,5°C genau dem vieljährigen Mittel (1,5°C). Bremen war damit neben Nordrhein-Westfalen das wärmste Bundesland. Mit 173 l/m² (165 l/m²) zählte es zu den trockeneren und mit 106 Stunden (140 Stunden) zu den vergleichsweise sonnenscheinreichen Regionen Deutschlands.

Mecklenburg-Vorpommern: Für Mecklenburg-Vorpommern errechneten die DWD-Experten im Winter durchschnittlich 0,2°C (0,2°C). Die Niederschlagsmenge überstieg den Klimawert (130 l/m²) mit 178 l/m² deutlich um 37 Prozent. Der Sonnenschein erreichte dagegen mit 75 Stunden nur etwa 52 Prozent des Solls (144 Stunden). Damit stellte Mecklenburg-Vorpommern, das in diesem Winter sonnenscheinärmste Bundesland, einen neuen Minusrekord auf. Auch sämtliche Stationen meldeten neue Tiefstwerte, wie z.B. Feldberg, südöstlich von Neubrandenburg, mit 42 Prozent des Solls.

Brandenburg und Berlin: Im Winter 2012/13 kamen Brandenburg auf 0,2°C (0,1°C) und Berlin auf 0,5°C (0,4°C). Mit 140 l/m² war Brandenburg (123 l/m²) das zweittrockenste und Berlin mit 135 l/m² (131 l/m²) sogar das niederschlagsärmste Bundesland. Das trockenste Gebiet war diesmal der Nordosten Brandenburgs, mit örtlich weniger als 90 l/m². Beim Sonnenschein erzielte Brandenburg mit 85 Stunden (150 Stunden) nur 57 Prozent, Berlin mit 82 Stunden (147 Stunden) sogar nur 56 Prozent des Solls. Das bedeutet zumindest für Brandenburg ein neuer Negativrekord.

Sachsen-Anhalt: Im Winter 2012/13 kam Sachsen-Anhalt auf 0,5°C (0,4°C). Es fielen 149 l/m² (119 l/m²) Niederschläge, die Sonne schien 96 Stunden (145 Stunden) lang.

Sachsen: Sachsen war im Winter 2012/13 mit -0,7°C (-0,4°C) das kälteste Bundesland. Die Niederschlagsmenge betrug 199 l/m² (152 l/m²) und die Sonnenscheindauer 93 Stunden (161 Stunden). Praktisch alle Stationen und damit auch das Bundesland Sachsen meldeten neue, deutliche Minusrekorde beim Sonnenschein. Außergewöhnlich: am 13. Dezember lagen in Chemnitz 43 cm Schnee.

Thüringen: Thüringen war mit -0,2°C (-0,6°C) eine der kältesten Regionen. Die Niederschlagsmenge lag mit etwa 208 l/m² (159 l/m²) um 31 Prozent über und die Sonnenscheindauer mit 79 Stunden (148 Stunden) um 46 Prozent unter dem Soll. Thüringen stellte damit einen neuen Negativrekord auf. Neuhaus am Rennweg gehörte im Winter mit nur 56 Stunden, d. h. 34 Prozent des Solls, zu den sonnenärmsten Orten.

Nordrhein-Westfalen: In Nordrhein-Westfalen, dem mit 1,5°C (1,7°C) neben Bremen wärmsten Bundesland, summierte sich der Niederschlag auf 236 l/m² (223 l/m²) und die Sonnenscheindauer auf lediglich 90 Stunden (151 Stunden) ? ein landesweiter Minusrekord. Der Kahle Asten im Sauerland war im Winter 2012/13 mit nur 43 Stunden, also 28 Prozent des Solls, die bundesweit sonnenärmste Station.

Hessen: Die DWD-Experten ermittelten für Hessen durchschnittlich 0,6°C (0,3°C) und 200 l/m² (193 l/m²). Beim Sonnenschein wurden an mehreren Messstellen alte Minusrekorde gebrochen. So entstand für das Bundesland mit 76 Stunden (136 Stunden) und nur 57 Prozent des Solls ein neuer landesweiter Minusrekord.

Rheinland-Pfalz: Im Winter 2012/13 traf Rheinland-Pfalz mit 0,9°C genau sein Temperatursoll (0,9°C). Die Niederschlagsmenge lag bei 213 l/m² (200 l/m²) und die Sonnenscheindauer bei 87 Stunden (152 Stunden). Damit erzielten Rheinland-Pfalz, ebenso wie etliche Messstellen dort, einen neuen Sonnenschein-Negativrekord.

Saarland: Hier kam der Winter 2012/13 im Mittel auf 1,1°C (1,2°C). Das Saarland war mit 294 l/m² (255 l/m²) das niederschlagsreichste Bundesland. Der Sonnenschein erreichte mit 83 Stunden (155 Stunden) und 54 Prozent des Solls einen Minusrekord.

Baden-Württemberg: Die DWD-Experten verbuchten für Baden-Württemberg 0,2°C (0,0°C). Freiburg als wärmster Ort im Winter meldete am 24. Dezember 18,9°C. Mit 265 l/m² (224 l/m²) war Baden-Württemberg das zweitniederschlagsreichste Bundesland, mit 111 Stunden (169 Stunden) sogar das sonnenscheinreichste aller Länder.

Bayern: Für Bayern wurden im Winter -0,5°C (-1,0°C) und eine Niederschlagsmenge von 252 l/m² (200 l/m²) registriert. Aschau im Chiemgau meldete rund 660 l/m² - allein am 4. Januar waren es dort 147 l/m². Am 20. Februar lagen in Reit im Winkl immerhin 88 cm Schnee. In Bayern schien die Sonne nur 108 Stunden (171 Stunden) ? das war ein neuer landesweiter Minusrekord. Oberstdorf war mit 178 Stunden der bundesweit sonnigste und mit -22,9°C, gemessen am 10. Februar, der kälteste Ort in diesem Winter.

*Alle in dieser Pressemitteilung genannten Monatswerte sind vorläufige Werte. Die für die letzten drei Tage des Monats verwendeten Daten basieren auf Prognosen. Bis Redaktionsschluss standen nicht alle Messungen des Stationsnetzes des DWD zur Verfügung.



Die wärmsten, trockensten und sonnigsten Orte in Deutschland

Erste Auswertungen der Ergebnisse von 2 000 Messstationen des
Deutschen Wetterdienstes (DWD) in ganz Deutschland

Besonders warme Orte im Winter 2012/13*

1. Platz Köln-Stammheim (Nordrhein-Westfalen) 3,3°C Abweich. - 0,1 Grad
2. Platz Geilenkirchen (Nordrhein-Westfalen) 2,9°C Abweich. +0,3 Grad
3. Platz Duisburg-Baerl (Nordrhein-Westfalen) 2,8°C Abweich. - 0,7 Grad

Besonders kalte Orte im Winter 2012/13*

1. Platz Zinnwald-Georgenfeld (Sachsen) - 4,3°C Abweich. - 0,4 Grad
2. Platz Carlsfeld (Sachsen) - 3,7°C Abweich. - 0,3 Grad
3. Platz Neuhaus am Rennweg (Thüringen) - 3,4°C Abweich. - 0,1 Grad

Besonders niederschlagsreiche Orte im Winter 2012/13**

1. Platz Aschau-Stein (Bayern) 657,0 l/m² 147 Prozent
2. Platz Freudenstadt (Baden-Württemberg) 568,3 l/m² 110 Prozent
3. Platz Reit im Winkl (Bayern) 487,9 l/m² 131 Prozent

Besonders trockene Orte im Winter 2012/13**

1. Platz Grünow (Brandenburg) 84,4 l/m² 98 Prozent
2. Platz Müncheberg (Brandenburg) 86,7 l/m² 77 Prozent
3. Platz Artern (Thüringen) 92,1 l/m² 108 Prozent

Besonders sonnenscheinreiche Orte im Winter 2012/13**

1. Platz Oberstdorf (Bayern) 181 Stunden 75 Prozent
2. Platz Garmisch-Partenkirchen (Bayern) 163 Stunden 69 Prozent
3. Platz Sigmarszell-Zeisertsweiler (Bayern) 155 Stunden 100 Prozent

Besonders sonnenscheinarme Orte im Winter 2012/13**

1. Platz Kahler Asten (Nordrhein-Westfalen) 40 Stunden 25 Prozent
2. Platz Neuhaus am Rennweg (Thüringen) 53 Stunden 32 Prozent
3. Platz Kleiner Feldberg/Taunus (Hessen) 54 Stunden 36 Prozent

Bergstationen oberhalb 920 m NN sind hierbei nicht berücksichtigt.

* Jahreszeitenmittel und Abweichung vom vieljährigen Durchschnitt

** Prozentangaben bezeichnen das Verhältnis des gemessenen
Jahreszeitenwertes zum vieljährigen Mittelwert der jeweiligen Station
(normal = 100 Prozent)


© Deutscher Wetterdienst

Bild: DWD