05. März 2013 | Dipl.-Met. Marcus Beyer
Tagsüber Frühling, nachts Winter
Die schon kräftige Sonne hat gestern in großen Teilen Deutschlands
für erste Frühlingsgefühle gesorgt. So konnte das Quecksilber in
Trier oder auch in Duisburg bis auf 13.5 Grad steigen. Aber auch in
den übrigen Gebieten lies es sich mit Sonnenschein schon ohne Jacke
aushalten. Heute Morgen hingegen hat sich der ein oder andere
sicherlich fröstelnd die mit Gänsehaut überzogenen Arme gerieben und
sich gefragt: Wie kann es verdammt noch mal so kalt sein, wenn es am
Vortag so angenehm mild war.
Genau darüber wollen wir uns im heutigen Thema des Tages Gedanken
machen. Es gibt mehrere Faktoren, die den Tagesgang der Temperatur
beeinflussen. Dazu zählen beispielsweise die Bewölkung, der Wind oder
die Luftfeuchtigkeit.
Viele Wolken haben zur Folge, dass die Wärmestrahlung in den Nächten
nicht ungehindert in das Weltall entweichen kann. Das ist wie mit dem
Dachfenster in der Wohnung. Öffnet man es, dann kühlt das Zimmer
relativ rasch ab. Ist es hingegen geschlossen, wird es zwar mit der
Zeit ohne zusätzliche Heizung auch etwas kühler, aber nur sehr
langsam. Die umgekehrte Situation herrscht tagsüber. Bei vielen
Wolken kommt die Sonne nur in Form von diffuser Strahlung auf der
Erde an. Dadurch kann sich die Luft nicht so stark erwärmen, wie bei
ungetrübten Sonnenschein. Zusammengefasst: Bei vielen Wolken haben
wir nur einen geringen Tagesgang der Lufttemperatur, bei wolkenlosem
Himmel ist dieser entsprechend größer.
Der zweite Faktor ist der Wind. Dieser sorgt für eine gewisse
Durchmischung der bodennahen Luftschichten. Ist der Wind schwach,
können sich tagsüber die bodennahen Luftschichten durch die Sonne
stärker erwärmen. Im Sommer sieht man dies häufig in einem Flimmern
über dem Boden. Nachts kühlt die Luft ab und bodennah können sich
Kaltluftpolster ausbilden. Das liegt vor allem daran, dass kalte Luft
schwerer ist als warme. Ist der Wind etwas stärker, so verhindert er,
dass sich warme bzw. kalte Luft am Boden sammeln kann. Er durchmischt
die bodennahen Luftschichten. Man kann das gut sehen, wenn man in die
Nähe einer ausgeblasenen Kerze einen Föhn hält und beobachtet, was
mit dem Rauch passiert. Zusammengefasst: Bei wenig Wind ist der
Tagesgang der Lufttemperatur stärker, als bei viel Wind.
Zu guter Letzt spielt auch noch die Luftfeuchtigkeit eine Rolle. Bei
trockenen Verhältnissen kann die Lufttemperatur in den Nächten
stärker absinken, als wenn die Luft sehr feucht ist. Die Luft kann in
Abhängigkeit von der Temperatur nur eine gewisse Menge an Wasserdampf
enthalten. Ist die Maximalmenge erreicht (relative Luftfeuchtigkeit
von 100 %), beginnt der Wasserdampf zu kondensieren. Das macht sich
durch Nebel oder am Boden durch Tau bemerkbar. Dabei wird Wärme frei.
Je kälter es ist, desto weniger Wasserdampf kann die Luft aufnehmen
bis Sättigung und nachfolgend Kondensation einsetzt. Die Temperatur
bei der Sättigung eintritt, bezeichnet man als Taupunkt.
Bei trockener Luft liegen die Werte des Taupunktes sehr niedrig. Das
heißt die Temperatur kann sehr weit absinken, bis Sättigung eintritt
und das Minimum der Nacht erreicht ist. In der vergangenen Nacht
lagen die Werte beispielsweise deutlich im negativen Bereich, sodass
die Temperatur auch ohne Probleme in den Frostbereich absinken
konnte.
Tagsüber kann sich die Luft unter trockenen Verhältnissen dann stark
erwärmen. Zum einen liegt das daran, dass es kaum Nebel oder Tau
gibt. Bei beiden muss die Feuchtigkeit zunächst verdunsten und dafür
ist Energie in Form von Wärme notwendig, die der Umgebung entzogen
wird. Ist die Luft trocken muss also keine unnötige Energie für das
Verdunsten aufwenden sondern kann diese gleich in die Erwärmung der
Luft stecken. Zum anderen sind allein die physikalischen
Eigenschaften dafür verantwortlich, dass sich trockene Luft (mit
weniger Wasserdampf) stärker erwärmt als feuchte. Besser verstehen
kann man das, wenn man berücksichtigt, dass sich ein See im Frühjahr
und Sommer auch nur recht schleppend erwärmt. Zusammengefasst: Bei
trockener Luft ist der Tagesgang stärker, als bei feuchter Luft.
Aktuell sorgt ein Hoch über Osteuropa dafür, dass wir eine ruhige
Wetterlage haben. Die Folge: Wenig Wind, kaum Wolken und durch die
östliche bis südöstliche Anströmung auch trockene Luft. Deshalb
schwankt die Temperatur auch so stark wie aktuell. Ein Beispiel von
vielen ist Trier, wo gestern milde 14 Grad erreicht wurden um dann in
der Nacht auf frostige -2 Grad abzusinken. Ein Tagesgang von 16 Grad!
Auch in der kommenden Nacht wird es noch einmal recht kalt. In der
zweiten Wochenhälfte nähern sich dann aber Wolken, die Luft wird
feuchter und zumindest in der Nordhälfte nimmt der Wind spürbar zu.
Diese großen Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht gehören
also bald der Vergangenheit an. Damit wird auch die morgendliche
Kleiderwahl entsprechend leichter ausfallen.
© Deutscher Wetterdienst
Bild: DWD
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