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05. April 2013 | Dipl.-Met. Tanja Dressel

Das Wetter schlägt aufs Gemüt!

Ja, auch wir Meteorologen sind nicht mehr unbedingt alle vom
derzeitigen Wetter begeistert. Trüb, kalt und Schnee sind nicht
unbedingt Wörter, die den Frühling beschreiben. Eher doch Sonne,
einsetzende Milderung, blühende, bunte Frühjahrsblüher.
Doch damit kann man derzeit nicht dienen. Die bunten Blümchen stehen
nach wie vor in den Gärtnereien und nicht im eigenen Garten. Und wer
Sonne braucht, muss auf künstliche Quellen umsteigen oder in den
Süden fliegen.

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Dass das Wetter Einfluss auf unsere Stimmung und auf unseren
Gesundheitszustand hat, ist uns klar. Mit dem sogenannten Bioklima
beschäftigt sich die Medizinmeteorologie.
Das Bioklima beschreibt die Gesamtheit der atmosphärischen
Einflussgrößen auf den menschlichen Organismus. Je nach Art kann man
den Wirkungskomplex unterscheiden.

Der thermische Wirkungskomplex beschreibt den Austausch von Wärme
zwischen dem Körper des Menschen und der Atmosphäre. Dabei spielen
Lufttemperatur, Luftfeuchte, Windgeschwindigkeit und Strahlung eine
wichtige Rolle. Der menschliche Körper reguliert seine Temperatur um
nicht zu stark auszukühlen oder zu stark zu überhitzen mit einem
ausgeklügelten Thermoregulationssystem. Ist es im Sommer heiß, die
Luftfeuchtigkeit recht hoch und der Wind sehr schwach, dann ist die
Wärmebelastung hoch. Um dann eine Überhitzung zu vermeiden, muss die
Thermoregulation verstärkt wirksam werden.

Der aktinische Wirkungskomplex behandelt die Strahlungskomponenten
der biologisch wirksamen Sonnenstrahlung. Dabei reicht der Bereich
vom infraroten Licht über das sichtbare Licht bis zum UV-Licht.
Bekannt sind hierbei positive sowie schädigende Einflüsse. Z. B.
fördert die Infrarotstrahlung die Durchblutung. Das sichtbare Licht
beeinflusst die Psyche und den Hormonhaushalt. Die UV-Strahlung sorgt
für eine gebräunte Haut, wird das Sonnenbaden allerdings übertrieben,
kommt es zur Schädigung von Hautzellen durch Sonnenbrand.

Der lufthygienische Wirkungskomplex umfasst die natürlichen und die
vom Menschen verursachte Luftbeimengung. Die positive Wirkung erfährt
man z. B. im Wald durch die freigesetzten ätherischen Öle. Dagegen
wirken Allergene und Schadstoffe belastend auf den menschlichen
Körper.

Der Deutsche Wetterdienst stellt in Zusammenarbeit mit dem Zentrum
der Medizin - Meteorologischen Forschung aktuelle Informationen über
eine mögliche Belastung bzw. Gefährdung der Gesundheit durch das
Wetter bereit. Dabei werden 4 Indizes unterschieden: Der Pollenflug -
Gefahrenindex, der thermische Gefahrenindex, der Gefahrenindex zur
UV-Strahlung und der Wetterfühligkeits-Gefahrenindex.

Der Pollenflug-Gefahrenindex wird in Zusammenarbeit mit der Stiftung
Deutscher Polleninformationsdienst erstellt. Für die acht
allergologisch wichtigsten Pollen in Deutschland (Hasel, Erle, Esche,
Birke, Süßgräser, Roggen, Beifuss und Ambrosia) werden die in der
Luft zu erwartenden Pollenkonzentrationen errechnet. Diese stehen in
engem Zusammenhang mit der Intensität der allergischen Reaktionen.

Der thermische Gefahrenindex beruht auf der Bewertung der
meteorologischen Umgebungsbedingungen über die gefühlte Temperatur.
Die Beanspruchung des Organismus und damit die gesundheitliche
Gefährdung steigt mit zunehmender Abweichung vom
Behaglichkeitsbereich (0 bis 20°C gefühlte Temperatur) sowohl zum
Warmen als auch zum Kalten hin. Verhaltensmaßnahmen wie
beispielsweise angepasste Bekleidung oder das Vermeiden direkter
Sonne unter warmen Bedingungen verringert die Gefährdung.

Der Gefahrenindex zur UV-Strahlung erfasst die zu erwarteten
maximalen sonnenbrandwirksamen UV-Strahlung (UV-Index). Die
berechneten Werte des UV-Index werden dann in Gefahrenbereiche
eingeteilt.

Die Wetterfühligkeit-Gefahrenindizes weisen für verschiedene
medizinische Formenkreise (Herzkreislaufbereich, rheumatischer
Bereich, Atemwegserkrankungen, allgemeine
Befindensbeeinträchtigungen) auf den vom Wetter zu erwartenden Stress
für den menschlichen Organismus (Biotropie) hin.

Unter folgendem Link finden sie noch mehr oder
ausführlichere Informationen.

Sie sehen also, es ist völlig normal, das wir uns bei Sonnenmangel,
bei trübem Wetter, bei Temperaturen um Null Grad und kaltem Ostwind
unwohl fühlen. Wichtig ist dennoch: Rausgehen, warm einpacken und mal
tief durchatmen!




© Deutscher Wetterdienst

Bild: DWD