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17. April 2013 | M.Sc. Met. Stefan Bach

Ein seltener Name, der für einen Hauch von Sommer sorgte

Sie werden es sicherlich auch gemerkt haben - am vergangenen Montag
zeigte sich das Wetter deutschlandweit frühsommerlich mit viel
Sonnenschein, bevor die Kaltfront eines Tiefs zunehmend den
Nordwesten der Republik beeinflusste. An mehreren Orten wurde dabei
die 25-Grad-Marke überschritten, ab der man von einem Sommertag
spricht. Am wärmsten war es mit 26,8 °C in Metzingen am Fuße der
Schwäbischen Alb. Verantwortlich für das sommerliche Wetter zeigte
sich das Hoch Notburga.

Tageshöchstwerte vom Montag
Tageshöchstwerte vom Montag


Wie kam dieses Hochdruckgebiet aber zu seinem doch recht
ungewöhnlichen Namen, mit dem verschiedene historische
Persönlichkeiten und eine Tiroler Volksheilige in Verbindung gebracht
werden können?
In Deutschland vergibt seit 1954 das Institut für Meteorologie der
Freien Universität in Berlin diese Namen. Zunächst erhielten nur die
Hochdruckgebiete männliche Vornamen, Tiefdruckgebiete erhielten
entsprechend weibliche. Diese Praxis führte, da mit Hochdruckgebieten
meist schönes Wetter verbunden ist, zu Protesten von Frauenverbänden.
Seit 1998 wechseln daher die Hoch- und Tiefdruckgebiete im jährlichen
Turnus ihr "Geschlecht". In ungeraden Jahren (wie 2013) tragen die
Hochdruckgebiete weibliche Vornamen, in geraden kommen die Herren zum
Zug.

Im November des Jahres 2002 wurde die Aktion "Wetterpate" ins Leben
gerufen. Seit dieser Zeit kann man für sich oder seinen Nächsten die
Patenschaft an einem Tief- oder Hochdruckgebiet erwerben. Im Gegenzug
erhält der Namenspate ausführliches Material, wie zum Beispiel
Wetterkarten und eine Dokumentation der Lebensgeschichte des
Druckgebildes. Das so eingenommene Geld kommt der Fortführung der
vollständigen Klimabeobachtung und der studentischen
Wetterbeobachtung am Institut für Meteorologie der FU Berlin (Station
Berlin-Dahlem) zugute. Die Patenschaft für Tiefdruckgebiete ist dabei
billiger als für Hochdruckgebiete. Das liegt daran, dass Tiefs meist
kurzlebiger sind. Vielleicht ist manch einer aber auch gekränkt, wenn
ihm ein Tief gewidmet wird. Dafür sind es doch aber gerade
Sturmtiefs, die in den Medien von sich Reden machen.
Ist das Alphabet einmal durchlaufen, fängt man bei der Namensgebung
wieder beim A an. Die Namen der Tiefdruckgebiete durchlaufen in der
Regel vier- bis fünfmal pro Jahr das Alphabet, Hochdruckgebiete
hingegen meist nur zweimal.

In anderen Ländern, wie beispielsweise in Norwegen, bekommen nur
Tiefs, die für Unwetter sorgen, einen Namen. Dort entschloss sich das
Meteorologische Institut in Oslo 1995 dazu, Namenslisten
anzufertigen, auf denen die Namen schon lang vorher festgelegt sind
und nach und nach abgearbeitet werden, egal ob dazwischen ein
Jahreswechsel liegt. Dabei kommt jeder Name nur einmal vor. Eine
Patenschaft ist nicht möglich. Auch werden sie - anders als in
Deutschland - der Öffentlichkeit nicht im Vorfeld preisgegeben.
Üblicherweise werden kurze typische norwegische Vornamen verwendet,
wie beispielsweise Ask, Edda, Leif, Sondre oder Tuva. Dabei werden
die ohnehin im norwegischen unüblichen Buchstaben Q, W, X und Z,
sowie die Sonderbuchstaben Æ, Ø und Å übersprungen. Fiktiv würde auf
Tief "Yngve" also Tief "Agda" folgen. Frauenverbände werden ebenfalls
nicht auf den Proteststand gerufen, denn dort erhalten die Sturmtiefs
immer abwechselnd einen männlichen und einen weiblichen Vornamen. Ist
man am Ende der Liste angelangt, wird eine neue angefertigt. Die
aktuell gültigen Namen wurden im Jahr 2007 festgelegt.

Durch die in Europa nicht einheitliche Praxis hat ein und dasselbe
Sturmtief meist unterschiedliche Namen.

Auch die Namen der atlantischen Wirbelstürme stehen bereits im Voraus
fest. Seit 1953 ist es Praxis, diese zu benennen. Damals war es noch
das US National Hurricane Center, das die Namenslisten verwaltete,
heute ist es die Weltorganisation für Meteorologie (WMO). Seit 1979
wechseln sich von Hurrikan zu Hurrikan Männer- und Frauennamen ab. Es
gibt sechs Namenslisten, davon wird eine pro Jahr verwendet und
wiederholt sich nach sechs Jahren wieder. Das heißt, die Namensliste
für die anstehende Hurrikan-Saison 2013 entspricht der des Jahres
2007, allerdings mit der Änderung, dass Dean, Felix und Noel durch
die Namen Dorian, Fernand und Nestor ersetzt worden. Es ist Usus, die
Namen von Hurrikans, die große Schäden verursacht und/oder viele
Opfer gefordert haben, nicht erneut zu verwenden. In solchen Fällen
streicht ein Komitee der WMO die alten Namen und ersetzt sie durch
neue.

Gelangt ein solches ehemaliges tropisches Sturmtief in die
Westwinddrift und damit in abgeschwächter Form nach Europa, so behält
es dabei in den Wetterkarten seinen Namen. Für gewöhnlich erhält der
ehemalige Hurrikan dann noch ein "Ex" davor. Dadurch könnte es
vorkommen, dass beispielsweise ein Tief (Ex-)Ingrid in diesem Jahr
unser Wetter beeinflusst, obwohl eigentlich Hochdruckgebiete
weibliche Namen tragen.




© Deutscher Wetterdienst

Bild: DWD