06:58 MESZ | 24.04.2025 Profi-Wetter| Mobile Seite| Kontakt| Impressum| Datenschutz
Facebook Twitter
08. Januar 2011 |

Schneeschmelze

So langsam verschwindet der Schnee in ganz Deutschland.
Aber warum verschwindet er denn so unterschiedlich schnell?

Dass Temperaturen über null Grad den Schnee zum Schmelzen
bringen, leuchtet jedem ein.
Je wärmer es ist, desto schneller schmilzt der Schnee.
So einfach ist das aber nicht, denn für eine so rasche
Schneeschmelze wie am Donnerstag brauchen auch sehr milde
Temperaturen die Unterstützung von Regen und Wind.

Am Donnerstag war es im Südwesten und Westen 6 bis 13 Grad warm
und damit ist der Rückgang der Schneehöhen von Donnerstag bis
Freitag nicht verwunderlich.
Für die Rückgänge der Schneehöhe bis zu 20 cm braucht man
zusätzlich auch Regen mit positiven Temperaturen, denn der kann
sehr viel mehr Wärmeenergie an den Schnee abgeben, als es die
Luft könnte und damit erheblich zum Abschmelzen beitragen.

Auch kräftiger Wind beschleunigt den Schmelzvorgang.
Wenn es windstill ist, bildet sich direkt über dem Schnee eine
kalte Luftschicht aus, die die Schneeschmelze verzögert, weil
sie kaum wärmer ist als der Schnee.
Wind allerdings lässt die Kaltluftschicht erst gar nicht
entstehen oder weht sie weg. Dann kommt die milde Luft direkt
mit dem Schnee in Kontakt und kann ihn schneller wegtauen.
(Nur am Rande sei erwähnt, dass auch die unterschiedliche
Dichte und Zusammensetzung des Schnees das Tempo der
Schneeschmelze beeinflusst.)


Die angeführten Einflüsse auf die Schneeschmelze betrachten wir
nun am Beispiel von Freudenstadt:

Am Mittwoch um 7 Uhr betrug die Schneehöhe 39 cm.
Die Temperaturen stiegen Donnerstagnacht auf Werte über null
Grad und dann setzte im Wechsel Regen bzw. gefrierender Regen
ein und der Wind nahm zu.
Die mittlere Temperatur betrug -2,4°C. Die mittlere
Windgeschwindigkeit etwa 8 km/h.
Trotzdem hielt sich die Schneedecke auf 39 cm, da der Schnee
zunächst auf null Grad aufgewärmt werden musste, bevor er tauen
konnte.

Am Donnerstag um 7 Uhr betrug die Schneehöhe 39 cm.
Es regnete bis Freitag 7 Uhr etwa 20 Stunden (7 mm).
Die mittlere Temperatur betrug 5,9 °C, die mittlere
Windgeschwindigkeit etwa 28 km/h.
Die Schneedecke sank um 19 cm.

Am Freitag um 7 Uhr betrug die Schneehöhe 20 cm.
Es regnete bis Samstag 7 Uhr etwa 20 Stunden (27 mm).
Die mittlere Temperatur betrug 7,5 °C, die mittlere
Windgeschwindigkeit etwa 17 km/h.
Die Schneedecke sank um 10 cm.

Wir erkennen also den starken Windeinfluss.
Da der Wind in 10m Höhe gemessen wird, wird es gestern in Höhe
der Schneeoberfläche zeitweise windstill gewesen sein.
Trotz 2,5 Grad höherer Temperatur sowohl der Luft (in 2m Höhe)
als auch des kräftigeren Regens sank die Schneedecke statt 19
cm nur 10 cm.


Zum Abschluss noch eine Tabelle zur Schneeschmelze in
Deutschland.
Man erkennt das Einsetzen und die Abschwächung des Tauwetters
von Südwest nach Nordost.


Mi Do Fr Sa
(jeweils Schneehöhe um 7 Uhr,
FL: keine geschlossene Schneedecke, nur noch Flecken)

12 18 15 10 Schleswig (SlHo)
5 4 Fl Fl Hamburg
28 28 25 21 Berlin
20 12 FL 0 Aachen
162 160 155 135 Brocken 1142 m
44 43 26 13 Gera 311 m (Thür)
8 3 Fl 0 Saarbrücken 320 m
19 19 4 0 Idar Oberstein 376 m (RlP)
71 70 59 49 Wasserkuppe 950 m (Hes)
39 39 20 10 Freudenstadt 796 m (BaWü)
64 55 40 39 Wendelstein 1832 m (Bay)


Dipl.-Met. Christoph Hartmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst




© Deutscher Wetterdienst