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30. Januar 2013 | Mag.rer.nat. Michael Tiefgraber

UTCI - Universal Thermal Climate Index (Universeller thermischer Klimaindex)

Um eine optimale Funktion zu gewährleisten, versucht der menschliche
Körper eine konstante Kerntemperatur von etwa 37 °C zu halten. Dabei
steht er in Wechselwirkung mit seiner Umwelt und muss auf schwankende
äußere Einflüsse reagieren. Unser Körper antwortet darauf unbewusst
mit Zittern bzw. Schwitzen oder aber auch bewusst zum Beispiel mit
dem Anziehen bzw. Ausziehen von Kleidung. Immer jedoch wird eine
solche Reaktion durch eine Abweichung von den gewohnten
"komfortablen" Umgebungsbedingungen hervorgerufen. Die
Lufttemperatur, die Luftfeuchtigkeit und die Windgeschwindigkeit
haben einen direkten Einfluss auf den Wärmehaushalt des menschlichen
Körpers.

Die Idee, eine aus diesen meteorologischen Parametern abgeleitete
Größe für das "Wohlbefinden" des Menschen bzw. die "gefühlte
Temperatur" zu finden, ist nicht neu. Bekannte Beispiele hierzu wären
zum Beispiel der Wind Chill Temperatur Index oder der Hitzeindex.
Jeder dieser beiden hat seine Daseinsberechtigung. Beide sind jedoch
nicht allgemeintauglich, da sie nur im jeweiligen Temperaturbereich
gültig sind und nicht alle notwendigen meteorologischen Parameter mit
einbeziehen.

Beim Universellen Thermischen Klimaindex (UTCI) wurden diese Elemente
mit berücksichtigt. Der UTCI wurde mithilfe einer Kommission der
"International Society on Biometeorology" (Internationale
Gesellschaft für Biometeorologie, ISB) seit 2002 entwickelt. Ab 2005
war auch der DWD daran beteiligt.

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Mit dem UTCI versucht man alle für den menschlichen Körper relevanten
Eingangsdaten zu kombinieren. Dadurch soll Allgemeingültigkeit
erlangt und es möglich werden, mit einer einzigen Größe den Einfluss
der meteorologischen Umgebungsvariablen auf den Menschen zu
beschreiben. Der Vorteil des UTCI ist, dass er in allen Klimazonen
und zu allen Jahreszeiten seine Gültigkeit behält, jedoch bei
negativen Temperaturen den Kältestress überschätzt. Daher wurde im
DWD entschieden, die auf ähnlichen physikalischen Grundlagen
basierende "Gefühlte Temperatur" zu verwenden. Diese Temperatur ist
vor allem in gemäßigten Breiten realistischer.

Bei den heutigen sehr milden Lufttemperaturen in Deutschland
unterscheiden sich die Werte der beiden Indizes nicht sehr stark,
daher repräsentieren folgende Beispiele des UTCI das Wärmeempfinden
des Menschen in ähnlicher Weise. So lag die Lufttemperatur am
heutigen Dienstagmorgen in Köln bei 13 °C, aufgrund des kräftigen
Windes und einer Luftfeuchtigkeit von 75 % ergab der UTCI aber nur
einen Wert von -1 °C. Am Brocken mit einer Temperatur von 4 °C lag
der UTCI durch den schweren Sturm und die hohe Luftfeuchtigkeit bei
sehr unangenehmen -23 °C.

Im Gegensatz dazu ergibt sich aus den meteorologischen Werten in der
Hafenstadt Aden in Jemen im Übergang vom Roten Meer zum Indischen
Ozean mit einer Temperatur von 25 °C, schwachem Wind und einer
Luftfeuchtigkeit von 69 % ein sehr angenehmer Wert des UTCI von 24
°C. Solche Werte werden dann im kommenden Frühling hoffentlich auch
bei uns bald wieder erreicht.




© Deutscher Wetterdienst

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